„Hoher Bedarf an Information und Austausch“
Er ist einer der Initiatoren des SBV-Netzwerks in Lörrach: Gabriel Szytar, Vertrauensperson der schwerbehinderten Menschen des Klinikums Lörrach. 2010 vernetzten sich dort Vertrauenspersonen aus vielen Unternehmen und Behörden. Dazu ein Gespräch mit dem Mitgründer.
Herr Szytar, 2016 haben Sie das Netzwerk der Schwerbehindertenvertretungen, kurz SBV, mitgegründet, da waren Sie schon sechs Jahre Vertrauensperson schwerbehinderter Menschen am Klinikum Lörrach. Was gab für Sie den Anstoß, sich zu vernetzen?
Wir haben gemerkt, dass ein hoher Bedarf an Information und Austausch da ist. Bei unserem Netzwerk machen SBV-Vertretungen aus vielen Bereichen mit, aus Unternehmen verschiedener Branchen, der öffentlichen Verwaltung und Behörden wie der Polizei, dem Job-Center, der Agentur für Arbeit, dem Landratsamt oder dem Finanzamt und natürlich dem Integrationsamt (Jetzt Inklusion- und Integrationsamt, Anm. d. Red.) nebst Fachdienst (IFD). Derzeit haben wir 30 Mitglieder, hauptsächlich aus dem Landkreis Lörrach, aber auch aus Freiburg und Waldshut.
Wie haben Sie Ihre Mitglieder gewonnen?
Ich habe mich mit der Netzwerkidee teilweise persönlich bei den Behörden und den Unternehmen vorgestellt oder sie via E-Mail angeschrieben. Überall habe ich offene Türen und wohlwollende Unterstützung vorgefunden. Gerade auch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Ämtern ist vorbildlich und dadurch zeitsparend. So bekommt man auch ein Gesicht zum Telefonat.
Wie oft treffen Sie sich?
Viermal im Jahr, immer woanders. So lernt man auch andere Unternehmen kennen. Man kommt so auch mal aus dem täglichen Hamsterrad raus und kann Erfahrungen austauschen und Probleme besprechen. Das macht allen unheimlich Spaß, wir sind eine ganz lockere Runde, ja, schon so wie eine kleine Familie zusammengewachsen.
Was sind die wichtigsten Themen, wenn Sie sich austauschen?
Oft geht es um Anträge: Den Erstantrag auf Anerkennung der Schwerbehinderteneigenschaft, Folgeanträge, Widersprüche, Gleichstellungsanträge. Fast jeder Fall ist anders gelagert. Da gibt es einigen Beratungsbedarf für die Betroffenen. Und ich weiß, dass im Landratsamt Lörrach im Monat hunderte einschlägige Anträge eintreffen. Da braucht man als Antragsteller auch Geduld und Verständnis für die Mitarbeiter, welche die Flut der Anträge bewältigen müssen.
Am Ende unserer Treffen gibt es immer ein Brainstorming zu einigen Fragen, die ich vorbereite. Manchmal habe ich auch lustige Fallen eingebaut, die zum Nachdenken und fit werden anregen sollen. Die kläre ich dann auf und gebe den Hinweis, wo man die Lösung nachlesen kann. So macht es auch für alle Spaß und ist nicht nur trockene Theorie. Bei der Rechtsprechung immer auf dem Laufenden zu sein, ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit als Schwerbehindertenvertreter.
Sie sind schon 14 Jahre Vertrauensperson der schwerbehinderten Menschen. Gibt es etwas, dass Sie als Meilenstein für Ihre Arbeit bezeichnen würden?
Mit dem AGG, dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz seit 2006, hat sich einiges getan. Auch auf der Arbeitgeberseite, die häufig skeptisch ist, was die Beschäftigung schwerbehinderter Menschen und die Arbeit der SBV angeht. Beim Klinikum hieß es auch früher: „Wir brauchen keine Schwerbehindertenvertretung, das machen wir selbst.“ Aber das ist lange her. Es hat viele Monate gebraucht, bis ich die Akzeptanz und die Wahrnehmung der SBV im Betrieb erreichen konnte.
Vor zwei Jahren hatte ich ein Schlüsselerlebnis auf unserem Herbstfest. Da hat sich der Geschäftsführer persönlich bei mir für meine erfolgreiche Arbeit der SBV bedankt. Der gute Umgang mit Fachkräften, ob mit Behinderung oder ohne, zahlt sich für Arbeitgeber eben aus, auch finanziell. So konnte ich dem Unternehmen bereits über 100.000 Euro einsparen durch Lohnkostenzuschüsse und technische Hilfsmittel des Integrationsamts für schwerbehinderte Mitarbeiter.
Das Interview führte Monika Kleusch.
Erfolgreich vor Ort vernetzen
Wer sich als Vertrauensperson schwerbehinderter Menschen für die Gründung eines Netzwerks von Schwerbehindertenvertretungen in seiner eigenen Region interessiert, dem gibt Gabriel Szytar gerne Tipps.
Tel: 07621 416 8780
szytar.gabriel@klinloe.de