Personalprozesse inklusiv gestalten

Personalverantwortliche, die auch Menschen mit Behinderung ansprechen möchten, sind oft unsicher, wie das in der Praxis am besten gelingt. Hilfe erhalten sie unter anderem bei Unternehmensberatungen, Agenturen oder Jobportalen, die auf Inklusion spezialisiert sind.

Wenn ein Betrieb sich entscheidet, sich mit dem Thema Inklusion näher auseinanderzusetzen, sollten die Mitarbeitenden, insbesondere Führungskräfte und Personalabteilungen, dafür sensibilisiert werden. Schulungen und Workshops können dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und das Bewusstsein für die Herausforderungen und Potenziale von Menschen mit Behinderung zu schärfen. Ein erster Schritt kann eine Bestandsaufnahme sein: Was haben wir im Bereich Inklusion bereits erreicht, was sind unsere Ziele? Unterstützen können hierbei Online-Angebote wie beispielsweise der DisAbility Kompass der sozialen Unternehmensberatung myAbility. Der Kompass hilft Interessenten, das Thema Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderung im Unternehmen zu managen und das Thema aus einer wirtschaftlichen Perspektive heraus zu betrachten, das gemanagt und zielgerichtet verfolgt werden kann.

Ein barrierefreier Bewerbungsprozess ist entscheidend, um Menschen mit Behinderung die gleichen Chancen wie anderen Bewerbenden zu bieten. Das beginnt bereits bei der Stellenausschreibung. Sie sollte deutlich machen, dass das Unternehmen sich für Inklusion einsetzt und dass Menschen mit Behinderung ausdrücklich willkommen sind. Eine Formulierung wie „Wir begrüßen ausdrücklich Bewerbungen von Menschen mit Behinderung und stellen sicher, dass notwendige Anpassungen am Arbeitsplatz im Rahmen der Möglichkeiten vorgenommen werden“ signalisiert, dass das Unternehmen offen für Diversität ist.

Konkrete Tätigkeitsbeschreibung und alternative Bewerbungswege, zum Beispiel durch die Möglichkeit, sich per Video oder Telefon zu bewerben, sind weitere Stellschrauben, um auch Bewerber mit Behinderung anzusprechen. Ggf. können auch Stellenanzeigen in einfacher Sprache verfasst werden (siehe Checkliste zum Downlod am Ende des Textes). 

Zusammenarbeit mit spezialisierten Organisationen

Betriebe können die Expertise von Organisationen in Anspruch nehmen, die sich auf die Einstellung von Menschen mit Behinderung spezialisiert haben. Neben der bereits genannten Unternehmensberatung myAbility gibt es eine Vielzahl an Akteuren im Markt, die Betriebe dabei unterstützen, Menschen mit Behinderung erfolgreich in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Akteure wie die Hilfswerft gGmbH bieten unter anderem Beratungsdienstleistungen, Schulungen und Unterstützung bei der Entwicklung von Inklusionskonzepten für Unternehmen an, die Menschen mit Behinderung einstellen möchten. Inklusive Jobportale, die sich an Arbeitnehmende mit Behinderung wenden, erleichtern den Recruitingprozess.

Inklusive Jobportale

1.

Good Jobs gehört zur Zeit Gruppe, hat einen Fokus auf Nachhaltigkeit.

2.

my ability ist auf Menschen mit Behinderung spezialisiert.

3.

integrationsverbund.de ist das Jobportal der Berufsbildungswerke.

4.

enable.me bietet neben vielen weiteren Unterstützungsmöglichkeiten auch ein Jobportal an. 

Anpassungen am Arbeitsplatz, im Arbeitsumfeld und in den Prozessen

Inklusive Betriebe stellen sicher, dass Menschen mit Behinderung ihre Arbeit unter den bestmöglichen Bedingungen machen können. Dazu gehört unter anderem die Anpassung von Arbeitsplätzen, etwa durch besondere Möbel, spezielle Software für Menschen mit Sehbehinderung oder die Zusammenarbeit mit Gebärdensprachdolmetschern. Hier beraten das regionale Inklusions- oder Integrationsamt oder die Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber. Auch die Arbeitsprozesse sollten auf die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung ausgelegt werden, wo immer möglich.

Es ist wichtig, dass diese Anpassungen nicht als „Sonderbehandlung“ wahrgenommen werden, sondern als notwendige Maßnahme, um Chancengleichheit zu gewährleisten.

Mentoring und Unterstützung

Ein erfolgreiches Onboarding-Programm für Menschen mit Behinderung bedeutet auch: Mentoring und regelmäßige Unterstützung. Ein Mentor kann neuen Mitarbeitenden dabei helfen, sich im Unternehmen zurechtzufinden und mögliche Herausforderungen zu bewältigen. Zudem sind regelmäßige Feedbackgespräche eine Möglichkeit, um sicherzustellen, dass die Mitarbeitenden zufrieden sind und die notwendigen Ressourcen zur Verfügung haben.

Hin zur inklusiven Unternehmenskultur

Langfristig erfolgreich ist Inklusion als Wert in einem Betrieb nur, wenn sie Teil der Unternehmenskultur wird. Das erfordert kontinuierliche Sensibilisierungsmaßnahmen. Diversität sollte auf allen Ebenen gefördert werden. So entsteht ein Arbeitsumfeld, in dem sich alle Mitarbeiter respektiert und wertgeschätzt fühlen.

Wichtige Akteure sind hier natürlich die Schwerbehindertenvertretungen und Inklusionsbeauftragten, die die Gegebenheiten im Unternehmen kennen. Für Unternehmen, die sich Inklusion auf die Fahne schreiben möchten, bietet es sich an, eine Inklusionsvereinbarung zu treffen – hier berät das Inklusions- oder Integrationsamt gerne.

Betriebe, die auf eine diverse Belegschaft setzen, profitieren vielfach: von der Expertise ihrer Mitarbeitenden, von einem oftmals guten Betriebsklima, von einer positiven Unternehmenskultur und von einem besseren gesellschaftlichen Image.

Checkliste zum Download

Die Checkliste hilft Personalverantwortlichen, den Überblick über ihre inklusiven Recruitingprozesse zu behalten und Schritt für Schritt abzuhaken. 

Direkter Download (pdf, 1 MB)

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