„Den inklusiven Arbeitsmarkt voranbringen“
Seit 1. August 2023 ist Berthold Deusch Leiter des KVJS-Integrationsamtes. Ein Gespräch über seine Ideen und Ziele für die Weiterentwicklung der beruflichen Teilhabe von Menschen mit Behinderungen.
„Wir wollen eine Win-win-win-Situation für alle Beteiligten!“
Herr Deusch, zum 1. Januar 2024 tritt das Gesetz zur Förderung eines inklusiven Arbeitsmarkts in Kraft. Was bedeutet das für die Arbeit des Integrationsamtes?
Wir wollen das neue Gesetz positiv umsetzen. Mehr Ausgleichsabgabe zu erhalten, wie mit dem neuen Gesetz vorgesehen, ist kein Ziel an sich. Gemeinsam mit den Arbeitgebern soll das Aufkommen aus der Ausgleichsabgabe neutral gestaltet werden: Was mehr hereinkommt, soll direkt wieder in die Förderung von Arbeitsplätzen investiert werden. Wir wollen den inklusiven Arbeitsmarkt voranbringen.
Wie wollen Sie das genau umsetzen?
Bei der Erhebung der Ausgleichsabgabe werden wir zugleich für die zahlreichen Leistungen des Integrationsamts für Arbeitgeber werben. Wir bieten ihnen nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch kompetente Beratungsleistungen. Dazu werden unsere Fachleute für die Ausgleichsabgabe auch enger mit den Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber, den EAA, zusammenarbeiten.
Welchen Stellenwert haben für Sie die EAA, die in Baden-Württemberg ja bei den gut etablierten Integrationsfachdiensten angesiedelt sind?
Die EAA sind wichtige Multiplikatoren, um unsere Angebote bei den Arbeitgebern bekannter zu machen. Die eigens für die entsprechende Öffentlichkeitsarbeit beim Bildungswerk der Wirtschaft gegründete Kontakt- und Koordinierungsstelle, KoKo, bringt unsere Angebote den Arbeitgeberorganisationen nahe. Die Arbeit der EAA ist natürlich nur wirksam, wenn auch die Agentur für Arbeit, die Jobcenter und die Reha-Träger mit am gleichen Strang ziehen.
Neben der Aufklärungsarbeit der EAA, die größtenteils vom Integrationsamt finanziert werden, wo sehen Sie noch Potenzial, um inklusive Beschäftigung voranzubringen?
Insbesondere bei den Organisationen der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer. Mit den EAA und der KoKo wollen wir den Adressatenkreis unserer Angebote und Möglichkeiten weit über die klassische Schulungs- und Bildungsarbeit ausweiten. Wir wollen eine Win-win-win-Situation für alle Beteiligten: Die Arbeitgeber suchen dringend Personal, wir wollen den inklusiven Arbeitsmarkt. Das kann nach unserer Erfahrung zusammengehen. Das KVJS-Integrationsamt ist deshalb Mitglied bei der Fachkräfteallianz des baden-württembergischen Wirtschaftsministeriums geworden. Auch dort sind die Anwerbung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen wichtige Themen.
Haben Sie dazu eine Kernbotschaft?
Unsere Botschaft ist: schwerbehinderte Menschen können mit jedem Qualifizierungsprofil am Arbeitsmarkt teilnehmen. Dazu wollen wir die Wirksamkeit der Ausgleichsabgabe als Ausgleich und als Antrieb stärken.
Das Interview führte Monika Kleusch.
Zur Person
Dezernent Berthold Deusch war bisher Leiter des Referats Teilhabe am Arbeitsleben, zuständig für die baden-württembergischen Integrationsfachdienste und Arbeitsmarktprogramme. Von August 2022 bis Juli 2023 führte er darüber hinaus bereits kommissarisch das KVJS-Integrationsamt.