Auf Herz und Nieren geprüft
Die neue digitale ZB ist nicht nur informativ und vielfältig, sondern überzeugt auch in puncto Barrierefreiheit. Damit Entwickler und Redakteurinnen keine Hürden übersehen, wurde die Lebenshilfe Offenburg-Oberkirch e. V. mit dem Testing beauftragt.
Unter echten Bedingungen
Sinisa Jugovic testet heute die digitale ZB und, das sei schonmal vorweggenommen: Die neue Website der ZB schneidet ziemlich gut ab. Jugovic klickt sich durch die verschiedenen Seiten, prüft Videos und Texte. Seine Kollegin Zekiye Altan lässt sich währenddessen Bildbeschreibungen vorlesen. Der Praxistext zeigt: Auch mit ihren Beeinträchtigungen ist die Nutzung einfach, die Inhalte sind verständlich. Beide geben der digitalen ZB gute Noten. Sehen, Hören, Bedienen und Verstehen – all diese Aspekte müssen bei einer Website mitgedacht werden. Damit Menschen ohne Behinderung, die oft die Websites konzipieren, nicht die Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträchtigungen aus den Augen verlieren, gibt es Tests zur Barrierefreiheit. In den letzten Jahren haben sich hier verschiedene Standards etabliert. Diese reichen von einem Minimum an Barrierearmut bis zum Versuch, möglichst barrierefrei zu sein.
Die Lebenshilfe Offenburg-Oberkirch bietet über ihre Tochterfirma iD integrierte Dienste gGmbH Tests mit sogenannten Peer-Counselors an. Das bedeutet, dass Menschen mit einer Einschränkung oder Behinderung die Websites nutzen und so die Schwachpunkte identifizieren. Die „üblichen“, bekannten formalen Funktionstests (beispielsweise BIT-V) werden als Grundlage ebenfalls durchgeführt, aber sinnvoll ergänzt. Menschen mit sinnesbezogenen, kognitiven und motorischen Einschränkungen bedienen die Websites im „echten“ Betrieb. Das ist weitaus effektiver als die formalen Tests.
Die wachsende Vielfalt der digitalen Möglichkeiten lässt großes Potenzial für die digitale Inklusion erwarten.
Barrierefreiheit gewinnt an Bedeutung
Digitale Teilhabe wird wichtiger, je mehr Bedeutung digitale Medien und Prozesse erlangen. Die verschärften Vorgaben zur Barrierefreiheit haben dazu geführt, dass Digitalisierung mehr als Chance, denn als Risiko gesehen wird. Das bestätigt auch die Aktion Mensch, die in einer Studie herausfand: „… die wachsende Vielfalt der digitalen Möglichkeiten in Arbeit und Bildung lässt großes Potenzial für die digitale Inklusion erwarten.“ Voraussetzung dafür seien eine flächendeckend barrierefreie Infrastruktur in der Stadt und auf dem Land sowie die kontinuierliche Einbeziehung von Menschen mit Behinderung in die Gestaltung neuer Angebote.
Teilhabe fängt bei der Gestaltung an
Bereits bei der Entwicklung der digitalen ZB wurde Barrierefreiheit als erste Priorität gesetzt. Die Website-Entwickler haben allerdings selbst keine Behinderungen oder Einschränkungen und konnten deshalb die Gestaltung immer nur in der Theorie nachvollziehen. Deshalb ist der Test mit den Peers so wichtig. Stefanie Henninger-Kusch von der Lebenshilfe Offenburg-Oberkirch erklärt: „Das Feedback der Testpersonen wird nach dem Test an die Kunden zurückgegeben, die dann nachjustieren können. Erst ab einer gewissen Punktzahl wird ein Zertifikat ausgestellt. Auch Websites, die mit formalen Funktionstests hohe Punkte erzielen, bestehen unsere Tests nicht immer gut.“ Das ZB Magazin hingegen hatte von Anfang an gute Werte und es musste nur wenig nachgebessert werden. Das freut die Macherinnen und Macher natürlich sehr.
Barrierefreiheit, was ist das eigentlich?
Als barrierefrei wird eine Gestaltung der Umwelt bezeichnet, die es Menschen mit Beeinträchtigungen ermöglicht, diese ohne zusätzliche Hilfen zu nutzen. Im digitalen Bereich sollten Apps und Websites so gestaltet werden, dass sie von einem möglichst breiten Spektrum an Menschen möglichst vollständig genutzt und einfach bedient werden können.
Das umfasst zum Beispiel Videos mit Audiodeskription und Untertiteln, Bildbeschreibungen, sprachliche Aspekte, Kontraste oder die Bedienung.
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Aus der Praxis
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