Alles ist möglich: Mit Down-Syndrom bei der Polizei
Der Traumjob
Dominik Thiele sitzt auf dem Beifahrersitz des Polizeiautos. Er streckt seine beiden Daumen aus dem Fenster und strahlt. Der 17-Jährige hat sein Berufsziel verwirklicht und die Freude sieht man ihm an. Seit September diesen Jahres ist er festangestellter Mitarbeiter der Polizei Siegburg und im Wagenservice tätig. Dominik hatte dort zunächst ein Praktikum absolviert und wurde im Anschluss daran fest übernommen. Die Kreispolizeibehörde und der Integrationsfachdienst (IFD) in Bonn Rhein-Sieg unterstützen dieses Projekt und schafften gemeinsam mit Dominik Thiele und seiner Familie einen Arbeitsplatz für den jungen Mann.
„Arbeiten für die Polizei war immer mein Traum“, sagt Dominik. Er lebt mit dem Down-Syndrom – und war von der Polizei schon immer fasziniert. Auf Initiative der Eltern wandte sich der Integrationsfachdienst an die Kreispolizeibehörde in Siegburg, die Dominik Thiele dann zunächst ein Praktikum und später die Festanstellung ermöglichte.
Saubere Arbeit
Die Wagenpflege in Siegburg kümmert sich um mehr als 100 Fahrzeuge, die gewartet und gereinigt werden und immer einsatzbereit sein müssen. Dominik unterstützt hier Hendrik Wagner, der schon seit einigen Jahren für die Wagenpflege zuständig ist. Wagner ist direkter Ansprechpartner von Dominik Thiele und verteilt die Aufgaben so, dass diese von dem jungen Mann eigenständig erledigt werden können. Das geht von der Reinigung der Fahrzeuge über kleinere Wartungsarbeiten bis zur Reparatur der Blaulichtanlage.
So kann Dominik zeigen, was er kann und hat sich als fester Bestandteil in der Wagenpflege in Siegburg etabliert. Ganz gleich, ob bei der selbstständigen Übernahme von Arbeiten oder gemeinsam im Team mit Hendrik Wagner – er „ist ein echter Gewinn für das gesamte Team“, so Wagner. Und was der Vorgesetzte besonders hervorhebt: „Er ist immer mit einem Strahlen hier!“
Wir wollen Dominik im Team gar nicht mehr missen.
„Die Chemie stimmt“
Schon im Praktikum bei der Polizei hat Dominik Thiele einen guten Eindruck hinterlassen – so gut, dass daraus die erhoffte Festanstellung wurde. „Er hat sich wunderbar eingefügt und wurde von allen Kolleginnen und Kollegen herzlich aufgenommen“ – berichtet die zuständige Sachgebietsleiterin Janine Roßbach.
Schon im Vorstellungsgespräch habe sie gemerkt, dass „die Chemie stimmt“ und im beruflichen Alltag ist Dominik mittlerweile angekommen. Der junge Mann erledige viele Aufgaben selbstständig, manche unter Anleitung, und sei ein großer Gewinn für die Abteilung.
„Er fühlt sich verstanden“
Dass alles reibungslos läuft, ist auch ein Verdienst von Nazanin Javaheri vom Integrationsfachdienst Bonn/Rhein-Sieg. Die Fachberaterin begleitet den jungen Mann bereits länger und hat auch sein Praktikum in die Wege geleitet, das dann in die Festanstellung führte. Dominiks Mutter hatte sich 2020 an den IFD gewandt.
Der 17-Jährige wurde dann in das Programm KAoA-STAR des LVR-Inklusionsamtes aufgenommen.Im Rahmen dieses Programms werden junge Schülerinnen und Schüler mit (Schwer-)behinderung schon früh auf ihrem Weg in das Berufsleben begleitet – so auch durch ein Praktikum, das dann im Idealfall zu einer Festanstellung führt. Die Zusammenarbeit zwischen Polizei und IFD hat in Dominiks Fall perfekt funktioniert.
Dominik hat mich angerufen und gesagt: Danke, ich wollte schon immer bei der Polizei arbeiten!
Ein tolles Team
Dominik Thiele prüft heute zusammen mit Hendrik Wagner den Ölstand eines Kfz. Er wechselt Glühbirnen in den Blaulicht-Lampen und saugt Polster, reinigt Armaturen. Er macht all das sehr gründlich und genau. Der 17-Jährige kommt immer mit Freude zur Arbeit – das steckt an im Team und das freut den IFD. Man kann es nicht anders sagen: Dies ist Win-Win-Situation für alle Beteiligten – und gleichzeitig der erfüllte Kindheitstraum für Dominik – ein Job bei der Polizei.
Übergang von Schule zu Beruf: KAoA-STAR
„Kein Abschluss ohne Anschluss“ und „Schule trifft Arbeitswelt“, das verbirgt sich hinter der Abkürzung KAoA-STAR. Die Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ (KAoA) zur Förderung des Übergangs von der Schule in den Beruf enthält dabei einen inklusiven Baustein: STAR – Schule trifft Arbeitswelt.
Webseite des LVR mit Informationen zum Programm öffnenKAoA-STAR im Rheinland
Für Jugendliche mit Behinderung ist der Einstieg in die Erwerbstätigkeit mit besonderen Hürden verbunden und oft eine große Herausforderung. Das Programm KAoA-STAR erfolgt im Einklang mit den Zielen des Aktionsplans „nrw.inklusiv“ zur Umsetzung des Gesetzes zu dem „Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“ und wurde bereits im Jahr 2009 auf den Weg gebracht - zunächst als Projekt für Jugendlichen mit anerkannter Schwerbehinderung oder sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf. STAR ergänzt das KAoA-Angebot um behinderungsspezifische Aspekte der Beruflichen Orientierung und bietet Schülerinnen und Schülern sowohl an Förderschulen sowie im Gemeinsamen Lernen individuelle Unterstützung. Das Ziel ist stets eine verbesserte Chancengleichheit im Übergang zum Berufsleben und mehr Teilhabe von Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt.
Das Programm umfasst Elemente wie Potenzialanalyse, Berufsfelderkundung und Praktika, diese werden ergänzt durch spezielle dem Förderbedarf angepasste und individualisierte Angebote, zum Beispiel in den Bereichen Kommunikation oder Sozialverhalten. Außerdem werden in regelmäßigen sogenannten Berufswegekonferenzen Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, Rehaberaterinnen und -berater sowie die Agentur für Arbeit in den Prozess integriert.
Mehr Informationen zu KAoA-STAR unter: www.keinabschlussohneanschluss.nrw.de
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