Mission Inklusion
Start-ups haben oft wenig Erfahrung mit der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung. Gleichzeitig entsteht aber aufgrund des wachsenden Personalbedarfs gerade bei jungen Unternehmen immer mehr Interesse an Diversität und inklusivem Arbeiten. Das Inklupreneur-Programm der Hilfswerft gGmbH unterstützt interessierte Firmen bei Kompetenzaufbau, Vermittlung und Beschäftigung – wie beispielsweise das Bremer Unternehmen myEnso.
Hanna Höxter ist Projektmanagerin People & Culture bei myEnso, einer digitalen Supermarktplattform. Sie kümmert sich federführend um das Thema Inklusion bei dem jungen Unternehmen. Das Start-up ist seit Anfang 2022 Teil des Inklupreneur-Projektes der Hilfswerft und unterzeichnete im März 2022 den Inklupreneur-Pledge. So nennt die Hilfswerft eine Selbstverpflichtung für mehr Inklusion.
Höxter definierte im Zuge des Projektes ein Ziel: Ein weiterer inklusiver Lagerarbeitsplatz in der Lagerhalle des Bremer Unternehmens. Um dies zu erreichen, sieht das Inklupreneur-Programm mehrere Schritte vor: Nach einem Auftaktworkshop folgte eine Coaching-Phase. Gemeinsam mit dem Lagerleiter und dem Sicherheitsbeauftragten wurde eine inklusive Stellenausschreibung formuliert und mit dem Feedback des Inklupreneur-Teams finalisiert. Durch den gesamten Prozess standen Höxter ein Inklupreneur-Coach und eine Ansprechperson der Agentur für Arbeit unterstützend zur Seite. Mentorinnen und Mentoren mit Behinderung gaben Rückmeldungen zu den geplanten Maßnahmen.
Inklupreneur - was ist das?
Inklupreneur ist ein Projekt der Hilfswerft gGmbH, die sich für Bildung rund um das Thema Social Entrepreneurship einsetzt. Einer der Schwerpunkte ist Inklusion. Ziel der Organisation ist, Inklusion in der Arbeitswelt zu verankern, indem mehr Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen geschaffen werden. Unternehmerinnen ud Unternehmer sollen ermutigt und befähigt werden, Inklusionskonzepte zu entwickeln und in ihrem eigenen Unternehmen umzusetzen. So sollen mehr Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung geschaffen werden.
Unter den Bewerbungen war auch ein fast gehörloser Kandidat mit einem GdB von 100. Zunächst gab es Befürchtungen, ob ein fast gehörloser Mitarbeiter sich in einer Lagerhalle mit Staplerverkehr sicher bewegen könne. Statt einer pauschalen Absage wurde aber ein Kennenlernen vereinbart und die Halle gemeinsam besichtigt. Bedenken konnten so ausgeräumt werden. Nach einem kurzen Probearbeiten wurde dann der Vertrag aufgesetzt. Vom Inklupreneur-Coach wurde Höxter auch auf Fördermöglichkeiten aufmerksam gemacht und beantragte einen Eingliederungszuschuss. Mittlerweile sind noch vier weitere Mitarbeiter mit Behinderungen bei dem Bremer Unternehmen eingestellt worden.
Will ich auch Inklupreneur sein?
Das Inklupreneur-Programm wird aktuell in Bremen, Berlin und bald auch im Rheinland unter anderem aus Mitteln der Ausgleichsabgabe gefördert und ist dort für die teilnehmenden Unternehmen kostenlos. Weitere Regionen sind in Vorbereitung. Bis es soweit ist, können sich die Firmen auf eigene Kosten beraten lassen. Das Angebot ist umfassend und reicht von einer gemeinsam erarbeiteten Inklusionsstrategie über Coachings für einen inklusiven Recruiting-Prozess, Sensibilisierungstrainings für die Mitarbeiterschaft und einen Bewerber/-innen-Pool bis zu Mentor/-innen, die selbst mit einer Behinderung leben und arbeiten. Das Angebot wurde für Start-Ups entwickelt, inzwischen haben aber auch erste bereits etablierte Unternehmen teilgenommen. Mit seiner umfangreichen Rundum-Betreuung ergänzt das Programm das Angebot der Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber, mit denen kooperiert wird.
Hanna Höxters Tipps für eine inklusive Stellenausschreibung
- Möglichst konkrete Beschreibung der Aufgaben und Tätigkeiten auch mit Beispielen, damit Bewerbende sich gut vorstellen können, wie der Arbeitsalltag aussieht
- Zusammenstellen der Mindestanforderungen in einfacher Sprache
- Beschreibung des Arbeitsplatzes auch in Hinblick auf mögliche Barrieren
- Transparenz und Offenheit zeigen: “Wir wissen, dass wir nicht perfekt sind, aber freuen uns auf deine individuellen Bedürfnisse einzugehen. Sag uns, was du brauchst!”
Kontakt und Informationsmöglichkeiten
Mehr Infos zur Hilfswerft und zum Inklupreneur-Projekt finden Sie auf der Inklupreneur-Website.
Weitere Artikel dieser Ausgabe
- Editorial
- Aussichtsreiche Perspektiven
- Von der Behinderung zur Berufung
- Mission Inklusion
- Strukturen für eine einheitliche Beratung
- Aktiv gestalten
- Eine Akademie für die Integrationsämter
- Kurz notiert …
- Vom Leben gezeichnet …
- Aktuelles Urteil: Unterschreiten der Mitarbeiterzahlen
- Aktuelles Urteil: Krankheitsbedingte Kündigung
Schlagworte:
Inklusionsvereinbarung
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Bewerbungsverfahren