Fachkräftemangel: Inklusiver Arbeitsmarkt im Fokus
Der Mangel an Fach- und Arbeitskräften ist derzeit Thema Nummer eins bei den Arbeitgebern in Baden-Württemberg. Die vom Wirtschaftsministerium geschmiedete Allianz für Fachkräfte richtete bei ihrem Spitzentreffen im Juli ihr Augenmerk auf den inklusiven Arbeitsmarkt sowie auf die Beschäftigung internationaler Fachkräfte.
„Wir müssen alle Möglichkeiten der Fachkräftesicherung nutzen. Ich werbe dafür, dass die Unternehmen im Land mehr Menschen mit Behinderung eine Beschäftigung anbieten und bei sich integrieren“, erklärte Wirtschafts- und Arbeitsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, die das Spitzengespräch als Gastgeberin moderierte.
Nach der Vorstellung der verschiedenen Förderinstrumente der Agentur für Arbeit berichteten drei Unternehmen von ihren Erfahrungen mit der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen. „Die Leute sind hochgradig motoviert“, beschrieb Martin Singer, Geschäftsführer der Isepos GmbH. „Meine größte Herausforderung war: ich wusste nicht, an wen ich mich wenden sollte.“
Berthold Deusch, kommissarischer Leiter des KVJS-Integrationsamts, nahm den Ball auf: „Jetzt kümmern sich die neuen Ansprechstellen für Arbeitgeber.“ Diese kurz EAA genannten Ansprechstellen lotsen Unternehmen zu den richtigen Ansprechpartnern mit den passenden Förderangeboten. Die bei den Integrationsfachdiensten angesiedelten EAA werden auch durch die baden-württembergischen Unternehmer unterstützt.
„Ich werbe dafür, dass die Unternehmen im Land mehr Menschen mit Behinderung eine Beschäftigung anbieten.“
Die drei Arbeitgeber auf dem Podium waren sich einig, dass es darauf ankommt, die Barrieren in den Köpfen einzureißen. „Ich glaube, die wichtigste Voraussetzung ist unser Denken zu ändern“, so Katja Srajek, Personalverantwortliche bei der Stuttgarter GFT Group. „Die größte Herausforderung liegt bei uns, den Gesunden.“
Potentiale erkennen
Bei der anschließenden Diskussion im Plenum zeigt sich, dass in der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt wirtschaftliches wie gesellschaftliches Potential gesehen wird, wie Thomas Bürkle, Vizepräsident Unternehmer Baden-Württemberg sowie des Baden-Württembergischen Handwerkstags deutlich machte: „Inklusion ist ein wichtiges, gesellschaftliches Anliegen, um Menschen mit Behinderung stärker in die Gesellschaft zu integrieren und gleichzeitig das inländische Fachkräftepotential zu heben. Hier muss die Gesellschaft noch stärker sensibilisiert und die Wirtschaft unterstützt werden.“
Kai Burmeister, DGB-Landesvorsitzender stellte fest: „Bestehende Fachkräftemängel und die gute Arbeitsmarktsituation bergen große Chancen, die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in Arbeit auch in Baden-Württemberg voranzubringen.“ Burmeister forderte, gerade die großen Betriebe müssten der gesetzlichen Verpflichtung, auf mindestens fünf Prozent ihrer Stellen Menschen mit Behinderungen zu berücksichtigen, endlich nachkommen.
Ministerin Hoffmeister-Kraut bilanzierte abschließend zum Themenblock inklusiver Arbeitsmarkt: „Aus Praxisbeispielen haben wir heute erfahren, wie daraus eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten werden kann.“
Text: Monika Kleusch
Das Podium
Die Fachkräfteallianz Baden-Württemberg
In der Fachkräfteallianz Baden-Württemberg, gegründet vom Wirtschaftsministerium im Jahr 2011, sind über 40 Partner vertreten. Dies sind Wirtschaftsorganisationen, Gewerkschaften, die Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, die kommunalen Landesverbände, Pflegeorganisationen, regionale Wirtschaftsfördergesellschaften, der Landesfrauenrat und die Ministerien der Landesregierung.
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