Interview EAA: "Wir werden das Thema treiben"
Die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen ist für viele Arbeitgeber immer noch ein Buch mit sieben Siegeln. Damit das nicht so bleibt, gingen im vergangenen Jahr die EAA an den Start. Dazu sprechen wir mit Thorsten Würth von der Arbeitgebervereinigung Verband Unternehmer Baden-Württemberg /Südwestmetall.
Herr Würth, die Schaffung einer Einheitlichen Ansprechstelle für Arbeitgeber – kurz EAA – geht nicht zuletzt auf den Wunsch der Arbeitgeber zurück, die bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen die Beratung aus einer Hand haben wollten. Wie schätzt Ihr Verband die EAA nun ein?
Unser Ziel ist es, das EAA-Angebot bei möglichst vielen unserer Mitglieder bekannt zu machen. Wir wollen das Thema treiben! Der inklusive Arbeitsmarkt wird für Arbeitgeber zunehmend attraktiv, angesichts des Mangels an Fach- und Arbeitskräften. Die Einheitlichen Ansprechstellen sind für uns wichtige Lotsen durch das Fördersystem.
Wie unterstützt Ihr Arbeitgeberverband konkret?
Von uns kommt die Ko-Finanzierung für die neu gegründete Kontakt- und Kooperationsstelle Inklusion, die bei unserem Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft angesiedelt ist. Aufgabe dieser vier Kolleginnen und Kollegen ist es, Arbeitgeber für das Thema Inklusion zu sensibilisieren. Sie sollen eine dauerhafte Struktur zwischen Unternehmen und den EAA zu schaffen.
Gibt es schon greifbare Ergebnisse der Kontakt- und Kooperationsstelle Inklusion?
Seit es die Koordinierungsstelle gibt, wird das Thema Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen innerhalb der Verbände besser wahrgenommen. Die Koordinierungsstelle ist bei Terminen vor Ort präsent, auf Netzwerktreffen und Messen. Bei den Arbeitgebern sind oftmals noch falsche Vorstellungen, etwa zum besonderen Kündigungsschutz, unterwegs. Damit müssen wir aufräumen.
Können Sie schon eine Trendänderung bei der Inklusion in den Arbeitsmarkt erkennen?
Anfang Juli fand ein Spitzengespräch der Fachkräfteallianz Baden-Württemberg mit der Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut, den Präsidenten der Kammerorganisationen und Unternehmensverbänden sowie der Arbeitsverwaltung und der Liga der Freien Wohlfahrtspflege statt. Der inklusive Arbeitsmarkt ist dabei eines von zwei Schwerpunktthemen gewesen. Die Koordinierungsstelle und die EAA haben dazu wichtige Vorarbeit geleistet. Wir als Arbeitgeberverband nehmen es ernst mit der Inklusion, weil wir tatsächlich eine Chance sehen, Fachkräfte für unsere Wirtschaft zu sichern.
Das Interview führte Monika Kleusch
Zur Person
Thorsten Würth ist Leiter des Referats Arbeitsmarktpolitik und Weiterbildung / Politik, Bildung und Arbeitsmarkt beim Verband Unternehmer Baden-Württemberg (UBW). Der 2021 aus den Vorläufern „Arbeitgeber Baden-Württemberg“ und „Landesverband der Baden-Württembergischen Industrie“ neu gegründete Verband bündelt und moderiert die wirtschafts-, sozial-, arbeits-, gesellschafts- und bildungspolitischen Interessen von rund 70 Mitgliedsverbänden sowie rund 100 Einzelunternehmen aus Industrie, Dienstleistung, Handel, Handwerk und Landwirtschaft.
Thorsten Würth ist zudem stellvertretendes Mitglied für die Arbeitgeber im Beratenden Ausschuss beim KVJS-Integrationsamt.
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