Pflege, Pausen und Puderzucker

Franziska Wolff liebt Puderzucker und ihren neuen Job in der Demenz-WG in Wuppertal. Die junge Frau arbeitet dort als Hauswirtschafterin und ist mittlerweile ein wichtiges und geschätztes Mitglied des Pflegeteams. Die Kolleginnen sind begeistert von Franziska, die mit dem Down Syndrom geboren wurde – die junge Frau gebe ihnen die Freude am anstrengenden Pflegeberuf wieder, so sagen sie. Kann es ein besseres Kompliment geben? 

Franziska Wolf bestäubt einen Kuchen mit Puderzucker
Franziska Wolf räumt die Spülmaschine aus
Franziska Wolf räumt die Spülmaschine aus

Vom Praktikum zur Festanstellung

Die Betten sind gemacht, die Küche ist aufgeräumt, der Kuchen gebacken. Zeit für eine Kaffeepause. Die Kolleginnen aus der Pflege-WG freuen sich über ein bisschen Zeit zum Reden und Lachen, eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen mit extra viel Puderzucker. Franziska Wolf ist eine von ihnen. Die junge Frau arbeitet seit Herbst 2021 in der Demenz-WG in Wuppertal, beim Pflegedienstleister Pflege Wessel. Sie fühlt sich wohl an ihrem neuen Arbeitsplatz und wird von den Kolleginnen geschätzt und gemocht. 

Umorientierung.

Wolf wurde mit dem Down Syndrom geboren. Für sie war aber klar: Arbeiten in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen kommt nicht in Frage. Nach ihrer Schulausbildung arbeitete Franziska Wolf einige Jahre als Festangestellte in der Wäscherei eines Hotels in Solingen. Doch dann orientierte sich die mittlerweile 30-Jährige noch einmal um, weil sie lieber mit Menschen arbeiten wollte. Die Anstellung in der Demenz-WG wurde zunächst über ein Praktikum "getestet", aber nun ist für Wolf klar: "Ich will für immer hier bleiben!".

Mehr Freude an der Arbeit.

Auch die Kolleginnen sind froh, dass sie die junge Frau im Team haben. Sie hat eine hohe lebenspraktische Kompetenz, so drückt es Petra Koßler-Mohr vom IFD Wuppertal aus. Außerdem ist sie mit so viel Freude bei der Arbeit, dass sie die Kolleginnen mitunter ansteckt. "Durch Franziska merken wir wieder, warum wir in der Pflege arbeiten - sie gibt uns im stressigen Pflegealltag die Freude an der Arbeit zurück." So fassen es die Kolleginnen zusammen - gibt es ein schöneres Lob? 

Franziska Wolf macht das Bett
Franziska Wolf bezieht eine Bettdecke und lacht dabei

Lebenspraktische Fähigkeiten

Franziska Wolf ist als Hauswirtschafterin angestellt und erledigt alle Aufgaben selbstständig. Sie bezieht und macht die Betten, räumt die Küche auf, deckt den Tisch, unterstützt bei der Essensvorbereitung, kümmert sich mit um den kleinen Garten. Ihre Anstellung wird unter anderem ermöglicht durch den Integrationsfachdienst Wuppertal und durch ein Instrument des Landschaftsverbands Rheinland, das sogenannte "Budget für Arbeit" (siehe Infokasten weiter unten). Das Ziel ist es, Menschen mit Behinderungen in reguläre Arbeitsverhältnisse zu bringen und dort zu halten. Dies passiert durch eine Förderung an die Arbeitgeber, aber vor allem auch durch eine Betreuung "in allen Lebenslagen", so fasst es Koßler-Mohr zusammen (siehe Interview weiter unten).

Jobs mit Perspektive.

Franziska Wolf ist bereits sehr erfahren im ersten Arbeitsmarkt und auch ihr Arbeitgeber ist offen und motiviert, die junge Frau zu unterstützen. Das sind optimale Bedingungen, um die Beschäftigung im Rahmen des Budgets für Arbeit zum Erfolg zu führen. Und ihre Arbeitgeber sind sehr zufrieden, können sich sogar weitere ähnliche Anstellungen vorstellen – in Zeiten des Fachkräftemangels eine gute Perspektive. 

Umfassendes Konzept.

Bei Franziska Wolf kommt als Besonderheit hinzu, dass die junge Frau auch in einem Wohnprojekt, das von Pflege Wessel betrieben wird, wohnt. Dieser ganzheitliche Ansatz hat sich bei Wolf ausgezahlt und ihre Selbstständigkeit in allen Bereichen gefördert. Trotz aller Selbstständigkeit ist eines für Franziska Wolf sehr wichtig: Bezugspersonen. Hier steht ihr ihre Anleiterin zur Seite. 

 

 

Franziska ist motiviert und zuverlässig und deshalb als Teammitglied gar nicht mehr wegzudenken.
Martina Hartmann, Anleiterin von Franziska Wolf
Franziska Wolf mit ihrer Anleiterin
Franziska Wolf sitz mit ihrer Anleiterin auf dem Sofa und unterhält sich

Das Dreamteam

Martina Hartmann ist froh, dass es Franziska gibt. "Sie ist eine riesengroße Unterstützung." Das habe sich bereits im Praktikum gezeigt, das Franziska Wolf vor einem Jahr in der Demenz-WG absolviert hatte. Damals war sehr schnell klar, dass es sich bei Hartmann und Wolf um ein Dreamteam handelt – die beiden ergänzen sich perfekt. Für Franziska Wolf ist die persönliche Nähe zu ihrer Anleiterin ein großer Gewinn. Hier zeigt sich auch, dass viele verschiedene Komponenten zusammenspielen sollten, damit eine Anstellung im Rahmen des Budgets für Arbeit gut funktioniert. Kolleginnen, Arbeitgeber, IFD, Angehörige und die Angestellten selber arbeiten im Idealfall Hand in Hand, um die Anstellung zu ermöglichen. 

Nicht nur finanzielle Anreize.

Um die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber zu motivieren, eine Anstellung zu ermöglichen, werden Zuschüsse zu Lohnkosten aus dem Budget für Arbeit gezahlt. Doch das ist nicht der Grund, weshalb eine Anstellung aus Sicht von Martina Hartmann so sinnvoll ist. "Franziska sieht alle ihre Aufgaben, sie ist pünktlich und zuverlässig." Auch Stationsleiterin Katrin Franken ist zufrieden und könnte sich sogar vorstellen, "noch weitere Beschäftigte mit Handycap" zu beschäftigen. 

Vorbildfunktion.

Vielleicht passiert das ja. Pflege Wessel ist sich seiner Vorbildfunktion bewusst. „Es wäre schön, wenn mehr Unternehmen Menschen mit Unterstützungsbedarf auf dem ersten Arbeitsmarkt einstellen würden", sagt Inhaber Michael Wessel. "Das wünschen sich auch viele Menschen mit Behinderungen. Denn das ist eine enorme Wertschätzung ihrer Leistung und bringt ein großes Stück Normalität in ihr Leben." 

Eindrücke aus Franziska Wolfs Arbeitsalltag

Franziska Wolf in der Kaffeepause

Franziska Wolf und Martina Hartmann machen eine kurze Pause. 

Franziska Wolf räumt die Spülmaschine ein

Eine ihrer Aufgaben ist das Ein- und Ausräumen der Spülmaschine.

Franziska Wolf deckt den Tisch

Franziska Wolf backt besonders gerne. 

Franziska Wolf lächelt in die Kamera

Franziska Wolf sagt: "Ich will für immer bleiben!"

Franziska Wolf und Martina Hartmann machen eine kurze Pause. 

Eine ihrer Aufgaben ist das Ein- und Ausräumen der Spülmaschine.

Franziska Wolf backt besonders gerne. 

Franziska Wolf sagt: "Ich will für immer bleiben!"

Kurz erklärt: Budget für Arbeit

Die Förderung für Franziska Wolfs Arbeitsplatz erfolgt aus dem "Budget für Arbeit", einer der Fördermöglichkeiten des LVR. Das Budget für Arbeit verbindet Lohnkostenzuschüsse für Arbeitgeber mit individueller Vermittlung, Begleitung und Coaching. So kann Menschen mit Behinderung eine Tätigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt ermöglicht werden. Das Programm richtet sich in erster Linie an Wechslerinnen und Wechsler mit wesentlicher Behinderung aus dem Arbeitsbereich einer Werkstatt. 

Das „LVR-Budget für Arbeit – Aktion Inklusion“ besteht aus zwei Komponenten:

  • Allgemeine Budgetleistungen für Wechsler aus Werkstätten für Menschen mit Behinderungen (WfbM) oder als Alternative zu einer WfbM-Aufnahme nach Schulentlassung
  • Besondere Budgetleistungen für Menschen mit einer Schwerbehinderung und besonderem Unterstützungsbedarf

Mehr dazu finden Sie auf den Seiten des LVR-Inklusionsamtes.

 

 

Interview mit Petra Kossler-Mohr

Porträt von Frau Kossler-Mohr

Der Integrationsfachdienst (IFD) in Wuppertal begleitet Franziska Wolf und ihren Arbeitgeber seit sie bei Pfelge Wessel festangestellt ist. Die ZB Rheinland sprach mit Petra Kossler-Mohr. 

Frau Kossler-Mohr, was genau sind die Aufgaben des IFD rund um die Beschäftigung von Frau Wolf bei Pflege Wessel? 

Frau Wolf wird von uns begleitet, wenn es Fragen und Anliegen rund um ihre Beschäftigung geht. Man kann da eigentlich von einer Rundum-Betreuung sprechen, die der IFD hier und auch generell für seine Klientinnen und Klienten anbietet. Unsere Arbeit ist dabei immer auf die Bedürfnisse angepasst, und richtet sich in erster Linie an Frau Wolf selber, aber auch an Kolleginnen, Vorgesetzte und natürlich ihre Angehörigen. 

Wie kam Frau Wolf denn zu ihrer jetzigen Beschäftigung?

Frau Wolf war vorher mehrere Jahre in einem Hotel in Solingen in der Wäscherei beschäftigt und hatte den Wunsch, sich umzuorientieren. Über ein Praktikum konnte sie dann in den Pflegedienst hineinschnuppern. Es wurde schnell klar, dass ihr die Arbeit in dem kleinen Team der Demenz-WG liegt und vor allem, dass sie und ihre Anleiterin ein absolutes Dreamteam bilden. Durch die Förderung aus dem Budget für Arbeit wurde die Anstellung von Frau Wolf dann noch zusätzlich sehr erleichtert. Schön ist auch zu sehen, dass Frau Wolf zunächst sehr schüchtern war, aber relativ schnell "aufgetaut" ist und nun sehr viel an Selbstvertrauen dazu gewonnen hat. 

Warum ist Franziska Wolfs Geschichte ein gutes Beispiel für Inklusion?

Hier arbeiten alle Beteiligten Hand in Hand – Angehörige, Arbeitgeber, IFD, LVR, die Kolleginnen und Franziska Wolf selber. Dadurch ist am Ende der Aufwand für die einzelnen Beteiligten gar nicht so groß und es kommt ein tolles Anstellungsverhältnis heraus, von dem alle Seiten profitieren. 

 

Fachlicher Kontakt zur Integrationsbegleitung



René Stenz

Teamleitung

rene.stenz@lvr.de

+49 (0)221 809-4361

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Abteilungsleiter
Abteilung Seminare, Öffentlichkeitsarbeit, Forschungsvorhaben (53.50)

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timo.wissel@lvr.de


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