Warum ist Leichte Sprache wichtig?

In unserer Serie "Barrierefrei" beantworten wir Ihnen diese Frage – in Leichter Sprache. Für weiterführende Infos und einen kleinen Exkurs, wie Leichte Sprache in Bayern bereits gelebt wird, scrollen Sie gerne nach unten zum Interview mit Michael Neuner. 

Benni
Das ist Benni.
Benni ist 34 Jahre alt.
Er arbeitet in Köln
in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung.
Er liest nicht gerne.

Wir fragen Benni:
Warum magst du Lesen nicht?
Benni sagt:
Es gibt viele schwere Wörter.
Es gibt auch viele lange Sätze.

Benni kann die Sätze oft nicht verstehen.
Das findet er blöd.

Marie
Das ist Marie.
Marie ist 60 Jahre alt.
Sie arbeitet bei einer Firma in Köln.
Marie kann nicht hören.
Sie ist gehörlos.
Sie kann auch nicht so gut reden.

Marie hat eine eigene Sprache.
Die Sprache heißt Gebärden-Sprache.
Marie redet mit den Händen.

Die normale Sprache ist eine
Fremdsprache für Marie.  
Darum findet sie auch Lesen schwer.

Marie und Benni sind beide tolle Leute.
Sie haben Hobbies.

Sie haben Arbeit.

Sie haben viele Freunde.
Aber Lesen ist schwierig für sie.

Was ist das Problem?

Benni und Marie wollen ganz normale Dinge tun.

Zum Beispiel:
Benni will ein Ticket für den Bus kaufen.
Der Ticket-Automat ist nicht in Leichter Sprache.
Benni muss Leute um Hilfe fragen.
Das ist Benni peinlich.

Zum Beispiel:
Marie muss für eine OP ins Kranken-Haus.
Sie muss viele Infos lesen.
Die Infos sind nicht in Leichter Sprache.
Marie versteht die Infos nicht.

Marie und Benni sagen beide:

Wir wollen alles verstehen.
Wir wollen mitmachen.
Wir wollen nicht ausgeschlossen werden.
Infos sollen in Leichter Sprache sein.

Was ist Leichte Sprache?
Für Leute wie Marie und Benni
gibt es Leichte Sprache.

Leichte Sprache hat kurze Sätze
und einfache Wörter.
Leichte Sprache hat Bilder.
Die Schrift ist groß.
Man kann leichte Sprache besser lesen.  

Warum brauchen wir Leichte Sprache?
Marie und Benni finden Leichte Sprache gut.
Sie können in Leichter Sprache alles lesen.
Das heißt auch:

  • Sie können mitreden.
  • Sie können überall dabei sein.
  • Sie können Tickets für den Bus kaufen.
  • Sie können Infos verstehen.

Das nennt man auch:
Marie und Benni sind selbstbestimmt.

Sie sind tolle Leute.
Sie führen ihr eigenes Leben, wie sie es wollen.

 

 

 

 

Der Text ist von Maren Zeidler.

Die Bilder sind von

  • Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Bremen e.V., Illustrator Stefan Albers, Atelier Fleetinsel, 2013.
  • Einer künstlichen Intelligenz (Playground AI, 2023).

Leichte Sprache: Warum der Aufwand?

Leichte Sprache fördert Inklusion und die Teilhabe von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen. Sie richtet sich an alle, die aus den unterschiedlichsten Gründen Schwierigkeiten mit der Standard- oder Alltagssprache haben. Dazu gehören Menschen mit Lernschwierigkeiten und geistigen Behinderungen, aber auch Personen, die Deutsch nicht als Muttersprache sprechen oder ältere Menschen, deren Sprachfähigkeiten sich verändert haben.

Leichte Sprache macht Informationen zugänglich und verständlich. Sie ermöglicht es allen Menschen, unabhängig von ihren sprachlichen Fähigkeiten, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, informierte Entscheidungen zu treffen und ihre Rechte wahrzunehmen.

Außerdem fördert Leichte Sprache Selbstständigkeit. Durch leicht verständliche Informationen können Menschen, die sonst Unterstützung benötigen würden, Dinge selbst erledigen. Dies stärkt das Selbstvertrauen und die Autonomie.

Leichte Sprache trägt zur Inklusion bei, indem sie Vorurteile und Barrieren abbaut. Die Verwendung von Leichter Sprache in öffentlichen Dokumenten, auf Websites und in den Medien sendet ein klares Signal, dass alle Menschen gemeint sind und dass alle Bedürfnisse ernst genommen werden. 

 

„Näher an die Menschen“

Michael Neuner vom ZBFS-Inklusionsamt in Bayern erklärt, wie Leichte Sprache in seinem Bundesland auch auf Antragsformulare angewendet wird und Leistungen damit zugänglicher werden.

Herr Neuner, warum wird bei Ihnen in Bayern das Thema Leichte Sprache forciert?

Damit wird zunächst einmal die Forderung des Bayerischen Behindertengleichstellungsgesetzes umgesetzt, das vorsieht, dass Informationen zu Leistungen in leicht verständlicher Sprache bereitgestellt werden müssen.

Warum hat Bayern eine Vorreiterrolle?

Viele Inklusions- und Integrationsämter bieten Angebote in Leichter Sprache an. So gibt es beispielsweise bereits Informationen zum besonderen Kündigungsschutz oder zum Zusatzurlaub. Wir gehen nun schon einen Schritt weiter, denn die Menschen wollen sich nicht nur informieren, sie wollen bei uns einen Antrag stellen. Ein Antrag ist oft nicht einfach, er enthält die verschiedensten Rechtsgrundlagen und natürlich noch Hinweise zum Datenschutz. Deshalb werden nun auch Antragsformulare in Leichte Sprache übertragen.

Und wie ist da aktuell der Stand?

Die erste Übersetzung war der Antrag zur Arbeitsassistenz. Es sind aber mittlerweile sechs weitere Anträge fertiggestellt. Die Leichte Sprache soll dabei helfen, diesen Antrag für Menschen mit einem Handicap verständlicher zu machen, die Leistung so etwas einfacher beantragen und erhalten zu können und damit näher an die Menschen zu bringen.

Die Dokumente aus Bayern im Netz

Folgende Anträge finden Sie in Leichter Sprache auf den Seiten des ZBFS-Inklusionsamtes: Arbeitsassistenz, technische Arbeitshilfen, Kraftfahrzeughilfe, Wohnungshilfe, berufliche Fortbildung, besondere Lebenslagen

Infos zu den wichtigsten Ansprüchen und Rechten gibt es im „Wegweiser für Menschen mit Behinderung“ oder hier: ZBFS - Beschäftigte und Selbständige - Übersichtsseite (bayern.de)

Generelle Infos zum ZBFS-Inklusionsamt in Leichter Sprache finden Sie hier: ZBFS - Das Inklusionsamt - in Leichter Sprache erklärt (bayern.de)

 

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