Unter Exoten: das inklusive Restaurant im Karlsruher Zoo
Zu Besuch in einem besonderen Restaurant: dem EXO im Exotenhaus des Zoologischen Stadtgarten von Karlsruhe. Hier sorgen Julia Matz und Pirmin Mohr für die Gäste. Sie gehören zu einem Team aus 18 Menschen mit und ohne Behinderungen.
Ob er ein Lieblingsgericht auf der Karte hat? Pirmin Mohr muss passen: „Ich koche alles gern.“ Der gelernte Beikoch steht meist in der Küche des EXO, brät Würste, frittiert Pommes, mischt Salat, erfüllt Gästewünsche. Nach seiner Ausbildung beim internationalen Bund sammelte er Berufserfahrung, bis er seine letzte Stelle wegen Corona verlor.
Zu EXO kam Pirmin Mohr über ein Praktikum, das die Agentur für Arbeit vermittelt hat. Der 25-Jährige hängte sich rein: „Viele Leute vergessen, dass man für sein Ziel was tun muss“, sagt er. Er hat sein Ziel erreicht: Seit August gehört er fest zum 18-köpfigen Team. Gut die Hälfte hat ein Handicap, denn betrieben wird das Restaurant im Exotenhaus von dem Inklusionsunternehmen worKA der Karlsruher Lebenshilfe. Gastronomie und Catering sind zwei der sieben Geschäftsfelder.
Beim Speisen die Tiere beobachten
Bis zu 80 Personen finden in dem Restaurant Platz. Noch einmal 300 auf der Terrasse. Die Gäste sitzen hinter Glas, während sich in der großen Halle Vögel, Fledermäuse und Faultiere frei tummeln. Rund 2.000 Tiere aus 100 Tierarten sind zum Thema „Uferlandschaft“ in Großvolieren, Terrarien und verschiedenen Gehegen zu sehen.
Auch Julia Matz gehört zum inklusiven Team. Die 20-Jährige hatte nach ihrer Ausbildung zur hauswirtschaftlichen Fachpraktikerin das Internet nach interessanten Arbeitgebern durchforstet und sich initiativ bei worKA beworben. „Am liebsten arbeite ich an der Kasse“, erklärt sie. Auch im Service ist ihr Einsatz gefragt: „Die meisten Gäste sind nett“, freut sie sich.
Abwechslungsreiche Tätigkeiten
Pirmin Mohr und Julia Matz packen mit an, wo sie gebraucht werden: Getränke auffüllen, Geschirrwagen leeren, Tische desinfizieren, kontrollieren, dass die Gäste sich auch coronakonform anmelden: „Es gefällt mir, dass es so abwechslungsreich ist“, sagt Pirmin Mohr, der im Frühjahr zum WorKA-Food-Truck wechseln wird. „Man merkt am Abend, was man geschafft hat.“
Die beiden jungen Leute mit Behinderung haben es geschafft, erfolgreich im Beruf durchzustarten – ganz normal unter Exoten.
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"Sie sind enthusiastisch!"
Ein Gespräch mit Joël Stroh, Bereichsleiter Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung bei WorKA über die Arbeit mit inklusiven Teams.
Herr Stroh, Sie haben zehn Jahre Erfahrung mit Inklusionsunternehmen im Bereich Catering und Gemeinschaftsverpflegung. Wie ist es für Sie, Mitarbeiter mit Behinderungen zu führen?
Meine kleine Schwester hat ein Handikap. Für mich sind das ganz normale Leute.
Wie sieht es mit der Qualifizierung aus? Gibt es gelernte Fachkräfte oder werden Seiteneinsteiger von Ihnen ausgebildet?
Beides. Wir haben guten Kontakte zum Internationalen Bund in Karlsruhe und zu Reha Südwest, da kommen auch immer wieder Praktikanten. Außerdem machen wir die Kantine bei der Agentur für Arbeit in Karlsruhe. Da kann man auch mal was auf dem kurzen Dienstweg regeln.
Worauf achten Sie bei den Angestellten mit Behinderungen?
Sie sollten offen sein und etwas lernen wollen. Wir finden für jede Person einen Arbeitsplatz, egal mit welcher Behinderung. Sie brauchen nur zwei Hände. In einer Kantine und beim Catering gibt es viele verschiedene Tätigkeiten. Wir achten darauf, dass die Mitarbeiter Abwechslung haben.
Womit können Ihre inklusiven Beschäftigten punkten?
Sie sind enthusiastisch. Wenn ich für ein Catering am Abend Leute brauche, kann es sein, dass es unter den behinderten Beschäftigten Streit gibt, wer mitkommen darf. Sie sind offener und lockerer. Das kommt auch bei den Gästen gut an. Wir weisen darauf hin, dass bei uns Menschen mit Behinderungen arbeiten. Dann sehen es die Gäste meist gelassen, wenn sie geduzt werden oder wenn es bei großem Andrang mal etwas länger dauert.
Ändert sich was im Team, wenn Menschen mit Handikap dabei sind?
Es heißt ja immer, in der Küche herrscht ein rauer Ton. In einem inklusiven Team funktioniert das nicht. Wenn wir neue Köche einstellen, sind die oft erstaunt, dass es auch anders geht. Vom besseren Betriebsklima profitieren auch die Beschäftigten ohne Behinderung.
Das Interview führte Monika Kleusch
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Welche Wege es für Menschen mit Behinderungen in den Beruf gibt, können Sie auf der KVJS-Website erfahren unter KVJS: Förderung der beruflichen Inklusion.
Und hier geht es zum Zoologischen Stadtgarten unter Karlsruhe: Zoologischer Stadtgarten.
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