Portraitbild von Rosemarie Bietz. Sie lächelt in die Kamera.

Tue Gutes und rede darüber

Der SBV kommt eine wichtige Scharnierfunktion zwischen Geschäftsleitung und Beschäftigten mit Behinderungen zu. Wie das Scharnier geschmeidig bleibt, erklärt Rosemarie Bietz, Gesamtschwerbehindertenvertreterin von Nokia Deutschland.

Interview mit Rosemarie Bietz

Frau Bietz, Sie haben sehr erfolgreich gemeinsam gemeinsam mit dem Inklusionsbeauftragten von Nokia den barrierefreien Innenausbau des neuen Gebäudes in Stuttgart mitentwickelt. Wie schafft man es, so gut – und vor allem so frühzeitig – eingebunden zu werden?

Man muss miteinander reden. Offenheit führt zu Akzeptanz. Dabei muss man alle mitnehmen, auch die Arbeitgeberseite. Dazu gehört auch, sich als Schwerbehindertenvertretung bei den Vorgesetzten bekannt zu machen. Hierfür nutzen meine Stellvertretung und ich jede sich bietende Gelegenheit. Zum Beispiel sind wir immer bei der Begrüßung von neuen Studierenden der Dualen Hochschule bei Nokia dabei und stellen unsere Aufgaben vor.

War es schwierig, die Arbeitgeberseite mit an Bord zu holen?

Zum Glück haben wir eine lange Tradition bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen. Bei Nokia steht die Geschäftsführung eindeutig dahinter. Und die Zusammenarbeit mit unserem Inklusionsbeauftragten und dem Betriebsrat ist sehr eng und vertrauensvoll.

Was ist für Sie das Kernstück ihrer Arbeit als Vertrauensperson?

Ganz zentral ist die Öffentlichkeitsarbeit: Darüber reden, was man macht. Das geht am besten über konkrete Beispiele: Oft helfen kleine, praktikable Lösungen.

Zum Beispiel?

Für einen Auszubildenden im Rollstuhl haben wir eine Funktürklingel angeschafft, mit der er sich an jeder seiner Ausbildungsstationen Zutritt verschaffen konnte. Ein Kollege mit einem gelähmten Arm musste zwischen Kaffeeküche und Arbeitsplatz durch eine Tür. Für ihn haben wir eine kleine Ablage neben der Tür anbringen lassen, wo er seinen Kaffee abstellen konnte.

Was ist Ihr Fazit aus 20 Jahren Erfahrung?

Tue Gutes und rede darüber – und zwar mit Personen auf allen Ebenen des Betriebs. Inklusion geht nur gemeinsam. Es muss nicht immer die große Maßnahme sein, aber eine die passt. Die Frage muss sein: Wie kann ich die passenden Rahmenbedingungen schaffen, für eine Person mit Behinderung?

Zur Person

Rosemarie Bietz ist seit mehr als 20 Jahren Vertrauensfrau schwerbehinderter Menschen. Als Gesamtschwerbehindertenvertreterin bei Nokia ist sie für alle fünf Standorte des Unternehmens in Deutschland zuständig. Außerdem ist Rosemarie Bietz aktuelle Vorsitzende des Widerspruchsausschusses, der Widersprüche gegen Entscheidungen des KVJS-Integrationsamts behandelt.

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