Herzlich willkommen
... zur digitalen Rheinland-Ausgabe der „ZB Behinderung und Beruf“!
Die Zeitschrift „ZB Behinderung und Beruf“ informiert Arbeitgeber*innen und Menschen mit Behinderung seit über 30 Jahren über Inklusion im Beruf. Herausgeberin ist die Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrationsämter (BIH). Die ZB Rheinland als regionaler Einleger in der „ZB“ ist Ihnen sicherlich bekannt.
Gerne möchten wir Sie mit unserem neuen Onlineformat und seinen digitalen Möglichkeiten nun noch besser und zeitgemäßer informieren.
Die Printausgabe der „ZB Rheinland“ stellen wir ab Herbst 2021 ein. Damit handeln wir bewusst auch nachhaltig – die Mittel, die wir einsparen für Druck und Versand investieren wir in unsere Inhalte.
In dieser Ausgabe allerdings setzen wir noch auf beide Wege – analog und digital beschäftigt sich das Magazin mit Inklusionsbetrieben im Rheinland. Wie vielfältig diese Betriebe über alle Branchen verteilt sind, wie eine Gründung funktioniert und warum sich das Modell für alle lohnt, lesen Sie im Heft und hier. Viel Spaß beim Scrollen!
Ihr Christoph Beyer
Leiter des LVR-Inklusionsamtes
Erklärfilm Inklusionsbetriebe
Unternehmen mit sozialem Auftrag
Inklusionsbetriebe im Rheinland
Im Rheinland gibt es aktuell rund 150 Inklusionsunternehmen, die in besonderem Maße Menschen mit Behinderung beschäftigen. Die Betriebe sind über alle Branchen verteilt – von der Großküche und Gastronomie über Handwerk und Industrie bis zu Betrieben der Logistik und IT.
In den letzten Jahren stieg die Anzahl der Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung in Inklusionsbetrieben – auch was die Zahlen anbelangt sind sie also eine echte Erfolgsgeschichte.
Unternehmen Inklusion
Einer der 149 Inklusionsbetriebe im Rheinland ist GaLa Service Inklusionsbetrieb gGmbH, ein Garten- und Landschaftsbaubetrieb in Bergheim bei Köln.
ZB hat den Betrieb besucht und zeigt, warum Inklusionsunternehmen ein Gewinn für alle Beteiligten sind.
Der Mitarbeiter
Michael Schmitz lacht und rangiert dann den Pritschenwagen rückwärts über den Hof. Er fährt auf die Ausfahrt zu, lässt das Fenster herunter und schiebt den Ellenbogen über die Kante. Das sieht lässig aus und klingt alltäglich, ist jedoch für Michael Schmitz und seine Arbeitgeberin ein großer Erfolg. Schmitz hat kürzlich seinen Führerschein gemacht, mit Unterstützung der GaLa Service Rhein-Erft Inklusionsbetrieb gGmbH, bei der er arbeitet. Er ist einer von sechs Mitarbeitern mit einer Schwerbehinderung in dem kleinen Betrieb.
Schmitz ist seit 2018, seit der Gründung, im Betrieb beschäftigt. Er arbeitete zuvor in der Werkstatt und wurde von GaLa Service als Hilfsarbeiter übernommen. „Ich mache ähnliche Sachen wie ein Geselle“, erklärt er. „Pflastern, Regenrinnen setzen, Hecken scheren und so weiter“.
Er wurde zunächst zur Probe in einer Art Praktikum angestellt und dann fest übernommen – in einem regulären Arbeitsverhältnis mit Tariflohn. Im letzten Jahr bestand er dann – mit Unterstützung seiner Arbeitgeberin – den Führerschein. Er zog außerdem in eine eigene Wohnung und freut sich über seine immer weiterwachsende Selbstständigkeit.
Auch seine Chefin Birgit Hummel ist stolz auf dieses neue Selbstbewusstsein – sie weiß, dass der feste Job mit gutem kollegialem Zusammenhalt und einer festen Struktur dazu entscheidend beigetragen hat.
Die Chefin
„Gartenarbeit macht den Kopf frei und vertreibt schlechte Gedanken“, sagt Birgit Hummel, die Geschäftsführerin des Betriebs.
GaLa Service Inklusionsbetrieb gGmbH ist eine Ausgründung aus einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung.
Hummel, auch Geschäftsleiterin der Werkstatt, erinnert sich an die ersten Ideen zur neuen Firma. „Damals haben wir uns überlegt, wie wir Arbeitsplätze schaffen können, außerhalb der Werkstatt“. Sie gärtnert selbst gerne, und auch die Gartengruppe in der Werkstatt läuft gut. So kam die Idee auf, in der Garten- und Landschaftsbaubranche zu gründen.
Unterstützt wurde Hummel unter anderem von der Aktion Mensch und dem LVR-Inklusionsamt. Das Inklusionsamt unterstützt Betriebe im Gründungsprozess, und zwar von der Erstberatung bis zur Anerkennung als Inklusionsbetrieb.
Wenn jeder „am richtigen Platz“ ist, dann wird aus einer Herausforderung schnell eine Stärke.
Der LVR-Teamleiter
René Stenz ist Teamleiter in der Abteilung Inklusionsbetriebe beim LVR-Inklusionsamt in Köln. Er betont, dass es sich bei Inklusionsbetrieben nicht um karitative Unternehmungen handele. Im Gegenteil: Bei Neugründungen müssen zunächst ein Businessplan und eine betriebswirtschaftliche Stellungnahme erarbeitet werden. Inklusionsbetriebe sollen nämlich – neben der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung – wettbewerbsfähig sein.
Es geht also nicht darum, Betriebe durch viel Förderung „künstlich“ am Leben zu erhalten, sondern die Arbeitgeber*innen dabei zu unterstützen, selbstständig und nachhaltig zu wirtschaften. „Die Wettbewerbsfähigkeit muss gewahrt bleiben“, erklärt René Stenz vom LVR-Inklusionsamt. Stenz ist Teamleiter in der Abteilung Inklusionsbetriebe und hat schon viele Inklusionsbetriebe begleitet.
„Die Mitarbeiter*innen in Inklusionsbetrieben sind oft besonders zuverlässig und motiviert“, erklärt Stenz. Die Freude über eine*n gute*n und verständnisvolle*n Arbeitgeber*in schafft oft eine besondere Loyalität und das zeigt sich auch im Betriebsklima. Stenz betont, dass in Inklusionsbetrieben oft eine hohe Achtsamkeit im Umgang miteinander zu beobachten sei – das ist nicht nur für die Mitarbeiter*innen mit Behinderung ein Plus.
Besonderheiten
Die Anforderungen an Vorgesetzte sind in einem Inklusionsbetrieb ein wenig anders und gehen über ein bloßes Management hinaus.
Das weiß auch GaLa-Betriebsleiter Aleksander Pintaric. Nach der Kernkompetenz im Umgang mit den Mitarbeitern befragt, ist seine Antwort: „Geduld“ und ein herzliches Lachen. Er erklärt, dass es manchmal etwas länger dauere, bis alles sitze, aber dann laufe meistens alles rund und die Mitarbeiter seien sehr zuverlässig. Gerade in einer Branche, die mit Fachkräftemangel zu kämpfen hat, ist das ein wichtiges Kriterium.
Hummel und Pintaric sind sich einig: auf die Mitarbeiter mit ihren Einschränkungen und Bedürfnissen muss Rücksicht genommen werden – aber jeder habe eben auch andere Stärken. Wenn diese gut eingesetzt werden und jeder „am richtigen Platz“ ist, dann wird aus einer Herausforderung schnell eine Stärke.
René Stenz unterstreicht das auch mit seiner Erfahrung in anderen Betrieben: Die Behinderungen der Mitarbeiter*innen müssten natürlich berücksichtigt werden und Anleiter*innen und Vorgesetzte benötigten „ein besonderes Gespür für die Leute“. Dabei sollte im Umgang mit den Beschäftigten berücksichtigt werden: Was braucht der- oder diejenige, um seine Tätigkeit optimal ausführen zu können?
Die Inklusionsbetriebe sollen als Unternehmen am Markt solche Fragen erst einmal selbst bearbeiten. Wenn sie jedoch an Grenzen stoßen, steht das Inklusionsamt mit Unterstützungsangeboten zur Seite. Das können Jobcoachings sein oder technische Arbeitsplatzerstattungen. Ziel ist es jedoch, dass die Unternehmen möglichst selbstständig wirtschaften.
Fazit
Birgit Hummel betont, dass bei GaLa Service ein freundlicher, unterstützender, aber eben nicht überbehütender Umgang miteinander gepflegt wird. Das funktioniert gut, denn neben motivierten Mitarbeitern hat das Unternehmen auch eine gute Auftragslage und konnte wachsen.
Zuletzt wurde in Bergheim eine neue Betriebsstätte gebaut. Die Mitarbeiter sind zufrieden, es gibt sogar mehr Anfragen von potentiellen Bewerbern als freie Stellen. Birgit Hummel freut sich, dass der Plan der Unternehmensgründung aufgegangen ist. Nicht nur, weil das Unternehmen wächst und gedeiht, sondern auch, weil Mitarbeiter durch den Job selbstständig und selbstbewusst wurden. So wie Michael Schmitz, der den Pritschenwagen vom Hof steuert und noch einmal winkt.
Inklusionsbetriebe sind nah am Menschen
Der Arbeitsalltag ist vielfältig und divers – wie das Leben auch.
Impressionen und Eindrücke aus der Arbeit der GaLa Service Rhein-Erft Inklusionsbetrieb gGmbH.
3 Fragen an René Stenz
Inklusionsbetriebe – weil es sich lohnt!
René Stenz ist Leiter des Teams „Inklusionsunternehmen“ beim LVR und echter „Überzeugungstäter“. Inklusionsbetriebe – davon ist er überzeugt – sind lohnenswert für alle Beteiligten, denn neben wirtschaftlichen Effekten sind auch die Auswirkungen auf das Betriebsklima ein echter Gewinn.
Unterstützung für Inklusionsbetriebe
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Abteilung Inklusionsbegleitung, Inklusionsunternehmen
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