Einen wunderschönen guten Tag zusammen.
Ich bin froh, das ich endlich einen neuen Arbeitgeber gefunden habe. Selbst mit nur 40% und Gleichstellung nach § 2 Abs. 3 SGB IX in Verbindung mit § 151 Absatz 2 und 3 SGB IX wird es nicht leicht, was gescheites und auch leidensgerechtes in meiner Region zu finden. Dabei ist mein Radius schon bei fast 100km einfache Strecke angestiegen.
Allerdings bereue ich es langsam ein wenig dort zu arbeiten nur ohne gehts auch nicht...
Ich verzweifel schon langsam und frage mich echt, ob das alles so rechtens bzw. erlaubt ist. Ob ich mir das alles gefallen lassen muss oder ob ich nach Ende der Probezeit mal mit der Faust auf den Tisch schlagen darf und sage, das es so nicht weiter geht. Wenn ich jetzt was sagen würde, könnte ich sicherlich morgen einpacken.
Das Erste, was mir negativ aufgefallen ist war, das "Behinderte" nur einen auf 2 Jahre befristeten Arbeitsvertrag bekommen.
In meinen Augen wird man aufgrund der gesundheitlichen Situation sogesehen schlechter gestellt.
Ist sowas eigentlich rechtlich in Ordnung? Ist dies nicht eine Art Diskriminierung?
Beim Probearbeiten war noch alles super toll und perfekt und nachdem man nun angestellt ist, kommt das "Grauen"
Die Löhne für Facharbeiter liegen mit 10€ die Stunde gerade mal 0,81 € über den gesetzlichen Mindestlohn.
Ab 14 Uhr gibts Spätschichtzulage, ab 20 Nachtschicht...
Nur machen diese ganzen Zulagen laut Kollegen gerade mal 36€ im Monat aus, da sich die Firma an absolut keine Tarifverträge hält. Es werden auch nur außertrarifliche Arbeitsverträge geschlossen. Merkt man auch erst, wenn man den Wisch in den Händen hat.
Da ich, nicht wie besprohen, in Schichten arbeite, fehlt mir dieses Geld auch schon mal gleich.
Versprochen wurde eine Prämie nach 6 Monaten... wenn ich super gut bin, vielleicht schon nach 3 Monaten...
Von minumum 1400€ Netto wurden 1600€ Brutto.
Tja...
Chefs sind Chefs, weil sie lügen *lach* das höre ich immer zu Hause - und es ist was wahres dran
Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld gibts auch keins...
Da kommt schon mal Freude auf.
Aber aus "Großzügigkeit" werden die Mitarbeiter am Gewinn beteiligt und dieser wird in Form von "Akkord-Arbeit" generiert. Je schneller man arbeitet, umso höher der Bonus - also die Prämie. Somit kommt man am Ende des Monats in der Theorie auf umgerechnet 12€ Stundenlohn als Facharbeiter.
Wenn ich bedenke, das mein letzter Stundenlohn zwischen 17€ und 18€ lag, ist das schon ein extremer Einschnitt.
Das Problem an der Sache mit der Prämie ist aber, das man nicht für seinen eigenen Bonus arbeitet sondern für die restlichen Kollegen.
Dies hat zur Folge, das jeder jeden kontrolliert, es extrem hohen Druck gibt, was natürlich nicht gerade förderlich für die Gesundheit ist. Vor allem nicht, wenn jeglicher Stress zur Verschlimmerung der Gesundheit führt.
Es führt dann irgendwann dazu, das eingesessene Mitarbeiter nichts besseres zu tun haben, als mich in den Pausen heimlich zu kontrollieren, ob ich die gewünschten Mengen erreicht habe - oder auch nicht.
Ende vom Lied ist, das der BigBoss persönlich auf einmal hinter mir steht und sich selbst von meiner Arbeitsmenge überzeugen möchte und ich dann Rede und Antwort stehen muss, warum ich noch nicht mehr geschafft habe...
Ich bin nun dazu übergangen, den Rechner einfach zu jeder Pause neu zu starten und somit habe ich 0% erreicht, da das System sich nichts merkt und immer von vorne anfängt zu zählen.
Im übrigen bin ich die einzige Person, die kontrolliert wird und die täglichen Stückzahlen in einem Kalender vermerkt werden. Ich werde täglich von der Vorarbeiterin dazu ausgefragt. In meinen Augen ist dies ebenfalls eine Art Mobbing
Darf man eine einzelne Person Tag über Monate täglich kontrollieren - aber alle andere nicht? Ist sowas generell erlaubt?
Bei meiner Tätigkeit sieht es so aus, das ich täglich vom Produktionsleiter aus 100% schaffen MUSS, was ich auch schaffe. Alles, was drüber ist, ist für ihn super.
Aber damit Prämie aus dem Bonus für die guten Kollegen und der Vorarbeiterin "passt", muss ich mindestens 25% täglich mehr in meiner normalen 8 Stunden Schicht schaffen.
Wenn ich diesen Wert nicht erreiche, gibts täglich Terror und Druck.
Bis jetzt konnte ich diesen Wert 2 mal fast erreichen, was am Ende dazu führte, das ich 1,5 Wochen ausgefallen bin.
Damit eine monatliche Prämie in Höhe von ca. 300 € bis 450€ Brutto generiert werden kann, welches von den Kollegen angestrebt wird, muss ich aber nicht täglich 125% meiner Arbeit schaffen sondern sogar 145%.
Das ist die Menge, die ein gesunder Arbeiter an einem perfekten Tag, ohne Probleme und Störungen schaffen kann.
Selbst über meine Schmerzgrenze hinaus komme ich nicht annähernd an dieses Ziel.
Ich würde gerne wissen, ob man von einem behinderten Mitarbeiter die selbe Arbeitsleistung verlangen darf, wie von einem normalen gesunden Mitarbeiter, der absolut keine Einschränkungen hat?
Alleine aufgrund meiner Behnderungen schaffe ich es gar nicht, diese Ziele zu erreichen oder gar dauerhaft zu erfüllen.
Leider wird da keine Rücksicht genommen. Im Gegenteil.
Eigentlich brauche ich mir auch über diese Prämie keine Gedanken mehr zu machen, da ich erst nach 12 Monaten Betriebszugehörigkeit mit berücksichtigt werde. Aus Großzügigkeit kann man diese Frist auf 6 Monate verkürzen, wenn ich bis dahin kontinuierlich 140%+ täglich leiste. Von den 3 Monaten will niemand mehr was wissen.
Wenn man länger als 2 Tage im Monat krank sein sollte, wird die Prämie für den Folgemonat gestrichen! Also gleich mal ca. 25% weniger Lohn. Wenn man die letzten 3 Tage im Monat und die nächsten 3 Tage Folgemonat krank ist, gibts 2 Monate in Folge keine Prämie!! Und das war´s dann. Ich war noch nie einen Monat lang NICHT krank oder beim Arzt!!!
Ich frage mich ernsthaft, ob so ein System bei chronisch Kranken bzw. behinderten Mitarbeiter gestattet ist, da im schlechtesten Fall dauerhaft keine Prämie gezahlt wird - man aber IMMER unter Druck 125% und mehr arbeiten muss. Man wird ja schon im Vorraus aufgrund der Krankheit schlechter gestellt und sogar gezielt in die Krankheit getrieben.
Ich bin mittlerweile so weit, das ich seit Wochen mit Migräne und ColitisUlcerosa geplagt bin aber dennoch arbeiten gehe.
Hatte heute einen Schub und war längere Zeit im WC... am Ende des Tages die Frage nach meiner Arbeitsleistung und nach der Erklärung der dezente Hinweis, das ich doch bitte bis zur Pause alles einhalten soll oder aber es wie die Raucher handhabe die zum Rauchen sich ausstempeln müssen und wenn ich so lange im WC hänge, das auch eine Art Pause wäre... und soll ausstempeln.
Da bin ich erst mal ausgetickt, da ich es für eine absolute Frechheit halte. Wenn ich Krämpfe und Schmerzen habe, habe ich alles nur keine Pause. Und wann ich auf WC gehe, das entscheide noch nicht mal mehr ich selber sondern ausschließlich nur noch mein Körper
Nächster Punkt ist "Mehrarbeit / Überstunden".
Jeder Mitarbeiter muss ein Flexkonto von 90 Stunden aufbauen, die dafür da sind, das der Mitarbeiter zum Arzt gehen kann! Wenn ich also heute auf Arbeit einen extrem starken Migräneanfall erleide und sogesehen als Notfall sofort zum Arzt muss, dann wird diese ausgefallene Zeit von diesem Zeitkonto abgezogen. Wenn die Stunden noch nicht aufgebaut wurden, hat man Minuszeit und muss diese Zeit über "Überstunden" nacharbeiten. Dabei ist es dem Arbeitgeber vollkommen egal, ob der Termin beim Facharzt nicht ausgesucht werden kann oder aber der Arztbesuch "berechtigt" war, damit körperliche Beschwerden gelindert werden. Sprich der Termin nicht in die Freizeit nach oder vor der Arbeit gelegt werden konnte.
Ich weiß - es gibt viele, die auch zum Arzt während der Arbeitszeit rennen, weil sie einfach mal ein paar Stunden frei haben wollten... aber ich gehe zum Arzt, wenn ich es muss und nicht, weil ich gerade mal Lust dazu hatte.
Es gibt da wohl eine Richtlinie, die das genau festlegt. Wenn man einen Arbeitsunfall hat, dann muss man das auch nicht nacharbeiten... theoretisch jedenfalls. Meinem Arbeitgeber würde ich sogar das zutrauen
Alles was über 90 Stunden ist, wird mit Überstundenzulage ausgezahlt.
Was passiert nun, wenn ich nach § 207 SGB IX mich von Mehrarbeit bzw. Überstunden freistellen lasse. Kann der Arbeitgeber dann noch verlangen, das ich diese ominösen 90 Stunden aufbaue?? Wie siehts aus, wenn ich keine Stunden habe, keine aufbauen kann und dann zum Arzt muss? Darf er mir das Geld kürzen?
Letzter Punkt, den ich bis heute nicht verstanden habe, ist die Zeiterfassung. Beim Betreten des Gebäudes muss ich einstempeln. Dann gehe ich meine Arbeitskleidung und Arbeitsschuhe anziehen, "teste" diese auf Funktion, betrete die Produktionshalle und buche mich dann an einem weiteren Terminal ein und hole meinen Auftrag ab.
Und ab diesem Punkt beginnt die "offizelle" Arbeitszeit erst. Zwischen dem ersten Einbuchen bis dem Terminal vergehen ca. 7 bis 10 Minuten. Abhängig davon, ob man vor der Arbeit noch schnell auf WC muss - oder nicht.
Nach der Schicht bucht man sich vom Terminal aus - Arbeitszeit endet, umziehen und erneut ausbuchen.
Wenn man beim Betreten des Gebäudes bzw. verlassen des Gebäudes nicht bucht, gibts unter Umständen eine Abmahnung!!! Dabei wird offizell diese Buchung NICHT als Arbeitszeit angesehen. Wozu es diese Buchung gibt, konnte man mir nicht plausiebel erklären. Gab nur Aussagen wie "Versicherungsgründen, Berechnung Urlaub, Kontrolle Anwesenheit" etc.
Da es eine Dienstkleidungspflicht ist, die normalerweise zeitlich mit erfasst werden sollte, kann sich der Arbeitgeber so pro Mitarbeiter jeden Tag 15 bis 20 Minuten Lohn sparen.
Ich wünsche mir hier, das man mir ein paar Tips oder Ratschläge zu meinen Fragen geben könnte. Ob das alles so rechtens ist oder ob man als Behinderter bzw. einem Behinderten gleichgestellten Menschen da was gegen nach der Probezeit machen kann.
Oder ob die einzige Lösung die eigene Kündigung wäre...
was natürlich wieder Probleme mit dem Amt geben würde.
Fakt ist, das ich arbeiten will. Aber ich will mich nicht vollkommen kaputt machen lassen und ausbeuten lassen möchte ich mich auch nicht
Vielen lieben Dank