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EuGH: Rechtsprechung des BAG muss revidiert werden (Fall Bedi)

Verfasst: Freitag 18. Januar 2019, 13:15
von albin.göbel
Kürzere Übergangsleistung
diskriminiert sbM mittelbar:


EuGH beanstandet Diskriminierung
Europäisches Antidiskriminierungsrecht ist in Deutschland noch längst nicht voll­stän­dig in nationales ­­ Recht umgesetzt. Ein Beispiel hierfür ist das ­­ Urteil des EuGH vom 19.09.2018, C-312/17, Rechtssache "Bedi" (insbesondere mit Bezug auf EuGH Urteil vom 06.12.2012 ­­­­ [Odar], C-152/11), wonach die verfehlte Rechtsprechung des BAG vom 06.10.2011, 6 AZN 815/11, re­vi­diert werden muss. Anders als d. Sechste Senat des BAG stellte der EuGH nämlich nun zu Recht fest, dass es klar gegen Dis­kri­mi­nie­rungs­ver­bot wegen einer Be­hin­de­rung ver­stößt, wenn ein Arbeitnehmer mit Be­hin­de­rung seinen tarifvertraglichen An­spruch­­­ auf eine Überbrückungsbeihilfe ver­liert­, weil er zum vorzeitigen Bezug einer Altersrente aus der gesetzlichen Ren­ten­ver­si­che­rung berechtigt ist. ­ Dies ist un­ver­hält­nis­mä­ßig bzw. benachteiligt sbM (ggü. Nicht­be­hin­der­te) "in besonderer Weise" - entgegen ­ Ansicht der ­ Bundesregierung und entgegen dem Sechsten BAG-Senat (Nebe, RP Reha 4/2018 "EuGH stärkt den Schutz vor behinderungsbedingter Dis­kri­mi­nie­rung – kein Abdrängen behinderter Menschen auf vorzeitigen Rentenbezug" m.w.N. (Seite 53-55).

Schwerbehindertendiskriminierung
durch Tarifvertrag bzw per Sozialplan:
Fach­bei­trag dazu von Dr. Michael Karpf, HSBV, ­ DP 1/2019 GdP-BW, Seite 2/3*); Dr. Torsten von Roetteken jurisPR-ArbR 3/2007 Anm. 1 – kritisch mit zahlreichen Nachweisen zu BAG vom 18.05.2006, 6 AZR 631/05. Mehrere derzeit anhängig­e Revision­en­, ­ bei denen die BAG-Senate ihre teils ­ gegenteilige ­ Rechtsprechung werden aufgeben müssen, soweit nach EuGH nicht EU- bzw AGG-konform wie

Fehlentscheidungen
BAG, U. 18.05.2006 - 6 AZR 631/05
BAG, B. 0­6­­­.10.2011 - 6 AZN 815/11**)

Anhängige Revisionen
◾ Vgl. LAG Düsseldorf 24.07.2018,
3 Sa 257/17, ­ BAG, ­ 7 AZR 544/18,
16.01.2019 (erledigt per Vergleich)
◾ Vgl. LAG Hamm vom 29.06.2017,
11 Sa 53/17, anh. BAG 1 AZR 537/17
(Termin beim BAG am 16.07.2019)
◾ Vgl. LAG Köln ­­­­ vom 13.09.2018,
6 Sa 150/18, anh. BAG 1 AZR 590/18
◾ Vgl. LAG Mainz v. 06.11.2018***)
8 Sa 26/18, ­ ­ anh. BAG 6 AZR 533/18
(Termin beim BAG am 05.09.2019)

Viele Grüße
Albin Göbel
...................
*) Hinweise: ­­ Der Rechtssache liegt ein Vorlagebeschluss des LAG Hamm vom 28.03.2017, Az 14 Sa 312/16, zugrunde wegen drastischer Benachteiligung sbM über (mehrere) Jahre hinweg durch eine anscheinend neutrale ­ Be­rech­nungs­me­thode ggü. gleichaltrigen nicht sbM (deut­lich niedrigere Berechnungsbasis als nicht Schwerbehinderte mit im Übrigen gleichen Arbeits- und Lebensdaten). Der Sechste Senat des BAG hatte es damals leider ua im zitierten NZB-Verfahren: 6 AZN 815/11 "verpasst", diese Streitsache dem EuGH vorzulegen trotz der fundierten Kritik von Roetteken schon in jurisPR-ArbR 3/2007 Anm. 1, an BAG vom 18.05.2006, ­­6 AZR 631/05, mit der sich BAG nur un­zu­rei­chend befasste: Diese Auslegungsfragen von Un­ions­recht­ hätten schon damals durch ein ­ an den Ge­richts­hof der Europäischen Un­ion gerichtetes Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen geklärt werden können und müssen bzw. hätte nicht verweigert werden dürfen – wegen offensichtlichem bzw. klarem Unionsrechtsbezug! Vgl. Kapitel I.2.b unter
www.jura.uni-muenchen.de
|**) Kritisch Düwell LPK-SGB IX § 164 Rn. 223, ­ wegen unionsrechtlicher Bedenken; ferner ablehnend LAG Hessen nrk, LAG D'dorf, LAG Hamm 60x, LAG Köln; LAG Mainz mit Verweis auf EuGH 19.09.2018 [Bedi]; für die Vergleichbarkeit auch BAG 21.11.2017, 9 AZR 141/17, A II 2 b cc (2), Rn. 29, bei unmittelb. Diskriminierung mit Bezug EuGH, 06.12.2012 ­­­­[Odar] unter Ab­leh­nung­ BAG, 0­6­­­.10.2011, 6 AZN 815/11
|***) Unter Bezug auf ­ EuGH, 19.09.2018, C-312/17 [Bedi] – "entsprechend".
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