BIH

Hallo,

mein Arbeitgeber hat für eine ausgeschriebene Stelle u.a. auch einen gehörlosen Bewerber zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Der Termin findet am 30.01.2018 statt, wobei insgesamt 7 Bewerber eingeladen wurden.

Der Bewerber teilt nun mit, dass er zum genannten Vorstellungstermin keinen Gebärdendolmetscher gefunden hat und bitte um einen anderen Vorstellungstermin.

Meine Frage:
Muss der Arbeitgeber dem Bewerber einen weiteren Vorstellungstermin geben, oder liegt es allein in der Verantwortung des Bewerbers, alle Notwendigkeiten zu erledigen, um am Bewerbungsgespräch teilzunehmen.

M.E. ist es dem Arbeitgeber nicht zuzumuten, dass Bewerbungsverfahren solange zu verzögern, bis der Bewerber einen Gebärdendolmetscher gefunden hat, da ja die Stelle zeitnah besetzt werden muss.

Bitte um Rückmeldung, ob ich richtig liege, oder ob man dem Bewerber einen zusätzlichen Termin geben muss?

Vielen Dank für Ihre Rückmeldungen

Hobsing

schwebi hat geschrieben:Der Bewerber teilt nun mit, dass er zum genannten Vorstellungstermin keinen Gebärdendolmetscher gefunden hat und bittet um einen anderen Vorstellungstermin.

Hallo schwebi, sofern derartige Vor­stel­lungs­ge­sprä­che kurzfristig terminiert wurden, ist es nicht verwunderlich, wenn nicht sogar ge­ra­de­zu zu erwarten, dass kein Ge­bär­den­­dol­met­scher genau an diesem Tag zu die­ser Uhrzeit in dieser Region verfügbar ist.

Halte es daher u.U. für prob­le­ma­tisch­, den Gehörlosen allein aus die­sem­ Grund "aus dem Rennen" zu wer­fen­. Dies besonders dann, wenn sich der Gehörlose nach­weis­lich sofort nach der Einladung intensiv um Ge­bär­den­sprach­dol­met­scher bemüht ha­ben sollte. Kritisch wohl auch dann, wenn der Termin einseitig vorgegeben wurde oh­ne Abstimmung zwecks Verfügbarkeit ei­nes Ge­bär­den­sprach­dol­met­schers, was uU. als "rücksichtslos" bzw diskriminierend angesehen werden könnte. Das alles könn­te dann "AGG-Kosten" verursachen! Siehe entsprechend auch Diskussion von 2016 zum Bewerbungsverfahrensanspruch nach Art. 33 Abs. 2 GG, der glei­cher­ma­ßen bei Be­am­ten­- sowie Ar­beit­neh­mer­stel­len be­steht. Auch Bewerber gelten als Be­schäf­tig­te­ im Sinne des § 6 Abs 1 Satz 2 AGG.
Gibts dazu noch andere Meinungen?

Handelt es sich hier evtl. um eine Bun­des­be­hör­de iSd § 9 BGG? Oder Bundesland?

Viele Grüße
Albin Göbel

Sehr geehrter Herr Göbel,

vielen Dank für den Wegweiser und bin dankbar dafür..

Ich merke mal wieder, wie schwer wir es als Schwerbehindertenvertreter als Einzelkämpfer haben, wenn wir in so viel verschiedenen Bereichen unsere Kenntnisse vertiefen müssen.

Mir war nicht bekannt, dass es so schwierig ist, einen Dolmetscher zu bekommen.

Ich habe wohl zu einfach gedacht.. vor allem, da der Bewerber bereits 45 Jahre alt ist und im Bewerbungsschreiben mitteilte, dass Kommunikation für Ihn trotz Gehörlos kein Problem sei.... Im Bewerbungsschreiben hat er auch nichts erwähnt, dass er einen Gebärdendolmetscher benötigt.

Ich werde darauf drängen, dass der Kandidat noch 2 Termine zur Auswahl bekommt. Zudem werde ich den Bewerber bitten, die Kostenübernahmeerklärung von der Agentur für Arbeit mitzuteilen, damit wir hier vor Ort in Bayern auch einen Gebärdendolmetscher organisieren könnten. Der Bewerber kommt aus einem weit weggelegen Bundesland!

Wir sind keine Bundesbehörde.. aber öffentlicher Dienst... ich habe mit der Agentur für Arbeit hier vor Ort besprochen, und wurde mir erklärt, dass die Agentur für Bewerbungsgespräche die Kosten in der Regel für den Gebärdendolmetscher übernehmen.

Vorerst mal vielen Dank und schönes WE

schwebi hat geschrieben:... damit wir hier vor Ort in Bayern

Zur Vermittlung eines Ge­bär­den­sprach­-
Dolmet­schers in BY siehe zum Beispiel:

• Vermittlungszentralen
• Inklusionsamt Bayern
• Vermittlungen Bayern

Viele Grüße
Albin Göbel