Wieviele Schwerbehindertenvertr sindselbst schwerbehindert?

[arcus]

Gibt's irgendwo eine Statistik aus der hervorgeht wieviele Schwerbehindertenvertreter selbst schwerbehindert sind?

[Ulrich.Römer]

Nein, hoffentlich nicht. Was sollte denn so eine Erfassung aussagen? Schade um die Zeit die man dafür investieren würde.

[matrose]

Warum der vorherige Beantworter quasi so eine Statik ablehnt, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Nur der Schwerbehinderte selbst kann m.E. die Funktion bzw. Rolle eines Schwerbehindertenvertreters am besten ausfüllen, da er aus eigener Erfahrung bzw. als Gehandicapter sich in Gefühle und Nöte der Schwerbehinderten und ihnen gleichgestellten Menschen hineinversetzten kann. Ich selbst kenne aus dem Unternehmen für das ich tätig bin einen nicht schwerbehinderten Kollegen, der sich in dem "Job" ausgeruht hat, bzw. diesen "Job" benutzt hat um sich in vielen Sitzungen Infos zu besorgen, an die er sonst niemals herangekommen wäre. Von seinem Kündigungsschutz mag ich hier gar nicht sprechen.

[arcus]

Lieber Matrose,
vielen Dank für Ihre Unterstützung. Ich bin selbst schwerbehindert und auch ehrenamtlich im Bereich Schwerbehinderung tätig. Das was Du schreibst erlebe ich auch. Es gibt sicher auch viele Schwerbehindertenvertretungen, die nicht schwerbehindert, Ihre Aufgabe ernst nehmen und sich engagieren.
Aber ich erlebe auch das Was Sie schreiben. Deshalb kann ich nur hoffen, daß sich genug selbst Schwerbehinderte finden, die als SBV zur Verfügung stehen.

[albarracin_01]

Hallo Zusammen,

ich weiß wirklich nicht, was diese Diskussion soll.
Ich bin jetzt seit 2004 (freigestellte) SBV, habe keinen GdB und zum 3. Mal ohne Gegenkandidat wiedergewählt worden. Ich bin zB von Wahlberechtigten seinerzeit angesprochen und vorgeschlagen worden, weil ich bereits als BR als konflikfreudig bekannt war und aus einem früheren Studium über vertiefte Kenntnisse des öffentlichen Rechts verfügte. Ich habe das Amt von einem schwerbehinderten Vorgänger übernommen, der sich regelmäßig "unsichtbar" machte und noch nicht mal in 8 Jahren Amtszeit eine einzige Versammlung zustande brachte.

Sicherlich haben schwerbehinderte/gleichgestellte Menschen einen speziellen Blick für Behinderung und evtl. damit zusammenhängende Diskriminierung. Allerdings geht das bei vielen leider oft nicht über die eigene Befindlichkeit hinaus.
Subjektive Betroffenheit kann auch den Blick trüben für objektive Sachverhalte. Und über professionellen Anspruch in Arbeit und Weiterbildung, Konflikt- und ggfs. Durchsetzungsbereitschaft sowie Empathie sagt behindert bzw. nichtbehindert gar nichts aus.
Als Teamer bei Grundseminaren für SBVen habe ich oft genug völlig unmotivierte oder hoffnungslos überforderte neu gewählte SBVen erlebt - auch da war es egal, ob jemand behindert oder nichtbehindert war.

Also sollten Wählerinnen und Wähler im Idealfall Kandidatinnen und Kandidaten nach mehreren Gesichtspunkten auswählen - eigene Betroffenheit als schwerbehinderter/gleichgestellter Mensch ist da nur ein Gesichtspunkt von mehreren.

[Ulrich.Römer]

Danke albarracin,
genau das habe ich mit meinem Beitrag gemeint. Nicht der Schwerbehindertenstatus zählt, entscheidend ist immer der Mensch der gewählt wird. Auch ich kenne durch meine Tätigkeit viele Schwerbehindertenvertretungen die selbst nicht schwerbehindert sind. Alle führen dieses Ehrenamt trotzdem vorbildlich aus und machen einen super Job!
Das verstehe ich unter Inkusion. Dieses Ziel ist erreicht, wenn wir uns über schwerbehindert ja/nein überhaupt keine Gedanken mehr machen weil es völlig egal und selbstverständlich im Umgang miteinander ist.

[matrose]

Moin Herr Römer,

Sie kommen mir als Moderator sehr oberlehrerhaft herüber. Dies sollten gerade Sie überdenken. Der Alltag, das Leben und die Wirklichkeit eines Schwerbehinderten sehen anders aus. Inklusion hin oder her.
Stallgeruch ist wichtig... der Bauer erkennt seine Schweine am Gang, wenn Sie wissen was ich meine. Was nützt das theoretische Wissen einer kinderlosen Erzieherin, wenn sie mit einer Mutter über Kindeserziehung diskutiert? Mal um die Ecke denken und nicht immer auf Ihren Standpunkt als Mitarbeiter eines Integrationsamtes? beharren.

Liebe Grüße von der Küste

Ein lebenserfahrener ehemaliger Fahrensmann

[arcus]

Lieber Matrose,
Herzlichen Dank für Deine Unterstützung. Ich habe auch ein paar Jahre an der Küste gelebt, bin selbst schwerbehindert und auch nicht mehr der Jüngste.
Ich wollte eigentlich keine harte Diskussion auslösen und auf keinen Fall irgendjemanden auf die Füße treten. Da ich ehrenamtlich viel mit Schwerbehinderten zu tun habe mache ich auch so meine Erfahrungen. Deshalb wähle ich, bei Eignung, immer den schwerbehinderten Kollegen als Vertrauensmann. Wie Du schon sagst, kennt der den Alltag. Wir Schwerbehinderten sollten unser Schicksal ein Stück stärker in die Hand nehmen. Dazu braucht's manchmal etwas Mut und Unterstützung. Es gibt genug Kollegen und Kolleginnen, die die soziale, diplomatische und geistige Kompetenz haben ein solche Amt gut auszufüllen, sich aber auf Grund ihrer Schwerbehinderung nicht recht trauen. Das muss und soll nicht sein.

[williniesky]

Hallo Matrose und arcus,
der Grundsatz "In Schwerbehindertenfragen, Schwerbehinderte fragen" ist ja nicht schlecht, aber was ihr hier loslasst, ist ein Tritt für jeden SBV der nicht schwerbehindert ist und eine gute Arbeit macht. Wenn sich die SBM in der Wahlversammlung oder im förmlichen Wahlverfahren für einen Kollegen entscheiden der keinen GdB hat, dann wissen diese Kollegen auch warum. Die Diskussion entmündigt ja schon fasst die Wähler. Denkt bitte darüber auch mal nach. Ein guter SBV macht die jährliche Versammlung und lässt sich auch sagen, was er bewegen soll für die Kollegen. Das ist wichtig. Entmündigt bitte nicht die Wähler, denn dann stellt ihr euch selbst in die Ecke. Das mit dem "oberlehrerhaften" zeigt mir das es davon noch mehr gibt

[matrose]

Moin zusammen,

ja und genau das ist es, die jährliche Versammlung reicht eben nicht.
Da muss man sich schon mehr um die Schwerbehinderten und deren Gleichgestellten kümmern. Dies vermisse ich bei vielen nichtschwerbehinderten SBV Vertrauensleuten. So und nun ist Schluss ..... denn es macht für mich keinen Sinn, hier Leute (die keine gute Arbeit machen) die evt. beratungsresistent sind zum nachdenken zu bewegen.

Liebe Grüße von der Küste.